Nationalpark-Ranger Thierry Hitimana führt 2 Gäste über eine Hängebrücke im Nyungwe National Forest in Ruanda.
Nationalpark-Ranger Thierry Hitimana führt durch den Nyungwe National Forest in Ruanda. Foto: Privat

Mit zehn Reiseleitern um die Welt

Am 21. Februar ist Welttag des Fremdenführers. Was es nicht alles gibt! Eine Homage an ReiseleiterInnen und GästeführerInnen, die dazu beitragen, dass aus Fremden auf Reisen Freunde werden.

Ihr Job ist es, Touristen mit Informationen zu versorgen und für einen reibungslosen Ablauf von Touren zu sorgen. Ob auf Studienreisen oder bei Stadtführungen: Erst dank der Menschen, die sich in ihrer Stadt oder ihrem Land bestens auskennen und Reisende an die Hand nehmen, tauchen diese tief in die örtliche Kultur ein, erfahren alles über Geschichte, Sitten und Gebräuche – und entdecken oftmals Orte, die in keinem Reiseführer stehen.

Kein Wunder, dass die „World Federation of Tourist Guide Associations“ den „International Tourist Guide Day“ ausgerufen hat, der jährlich am 21. Februar begangen wird. Die Vita und die Motivation von Tourguides können dabei höchst unterschiedlich sein. Allen gemeinsam ist in der Regel aber die Freude am Kontakt mit Menschen, sei es in Litauen oder China, in Israel oder Island. Zehn Reiseleiter erzählen, was ihren Job besonders macht:

Kristupas Sepkus, Vilnius/Litauen:

„Schon als Kind habe ich Familienbesuch durch meine Heimat geführt“

Kristumas Sepkus.
Kristumas Sepkus. Foto: Privat
Seit ich sechs Jahre alt war, liebe ich Geschichte! Schon als Kind habe ich Familienbesuch aus verschiedenen Ländern durch meine Heimat geführt. Außerdem war ich Polizeiübersetzer in Irland, Assistent eines litauischen Parlamentsabgeordneten, Kulturmanager am Goethe Institut und Journalist. Das Schöne an meinem jetzigen Tourguide-Dasein ist, dass ich mein eigener Boss bin und Büroarbeit vermeiden kann – so kommt keine Routine auf. Und es ist mir ein riesiges Vergnügen, wenn ich es schaffe, den Gästen meine Gefühle für ein bestimmtes Gebäude, eine Skulptur oder ein historisches Ereignis zu vermitteln.

Meine Heimatstadt Vilnius ist für Besucher so reizvoll, da sie einerseits sehr exotisch ist, gleichzeitig auch über „vertrautere“ Reize wie ein hochkarätiges, aber bezahlbares Musikangebot und Restaurants verfügt. Mein Geheimtipp: Ein Besuch des Russisch-Orthodoxen Klosters des Heiligen Geistes – die Chöre während der Messe versetzen Gäste in ein anderes Jahrhundert zurück. Zu den interessantesten Ausgeh-Locations gehört eine kleine Bar an der Ecke Pylimo-Rudninku-Straße; dessen Inhaber selbstgemachte Steam-Punk-Kleidung im viktorianischen Stil trägt, so wie ich.

Georg Roessler, Israel:

„Die Macht über das Mikrofon ist eine große Verführung“

Georg Rössler.
Georg Rössler. Foto: Privat
Seit 1990 bin ich lizensierter Reiseleiter – mit meinem Studienfach „Jüdische Wissenschaften“, etwas theologischem Hintergrund und zwei Jahren Studienaufenthalt in Jerusalem kann ich gut die Fragen einbinden, mit denen die Gäste in dieses Land reisen. Es macht gigantischen Spaß, mit interessierten Menschen über eine Reihe von Tagen eng zusammen zu sein, Lebensgeschichten zu teilen und dabei auch noch kulinarisch versorgt zu werden. Und das liebe Ego! Die Macht über das Mikrofon im Reisebus ist eine große Verführung – wir können reden, und keiner kann uns hindern!

Für mich ist das „Heilige Land“ ein göttlicher Alchemie-Keller: kein Thema, historisch, politisch, religiös, kulturell, das hier nicht gekocht, gemischt und aufbereitet wird. Und ganz offenbar geht uns das alles unmittelbar an: Eigentlich an fast jedem Ort werden wir direkt auf unsere eigene europäische Kulturgeschichte zurückgeworfen. Was ich an meinem Beruf besonders mag, ist also die lebendige Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft. Und wenn ich an einen Ort denke, an dem es meinen Gästen und mir einfach immer gut geht, dann ist das der Nationalpark Gan HaShlosha mit seinen riesigen, ganzjährig 28 Grad warmen Badebecken, umgeben von  einer traumhaften Landschaft!

Stína Bang, Island:

„Die Leute brechen angesichts der Schönheit und Kraft von Mutter Natur in Tränen aus“

Stina Bang.
Stina Bang. Foto: Privat
Ich liebe mein Land und möchte nirgendwo anders leben. Es ist ermutigend und bereichernd zu sehen, wie Besucher nahezu überwältigt sind von Orten, die mich selbst schon so oft berührt haben. Ich liebe es, Zeuge zu sein wie sich die Leute in mein Land verlieben. Kein Tag ist derselbe, auch wenn du an denselben Orten bist – die Leute sind anders, das Wetter ist anders, das Licht ist anders – du kommst dann nach einer Tour nach Hause und bist angefüllt mit frischer Luft und positiver Energie. Meine liebste Erfahrung ist es, wenn die Leute angesichts der Schönheit und Kraft von Mutter Natur in Tränen ausbrechen oder dank der Kraft der isländischen Magie einen inneren Kampf überwinden.

Meine Lieblingsregion in Island ist das Hochland von Fjallabak – seine unglaublichen Farben, vulkanischen Wunder und raue Umgebung überraschen mich immer wieder. Hier fülle ich immer mein „Glücksreservoir“ auf.

Pablo Specht, weltweit im Einsatz für Ikarus Tours:

„Die improvisierten Stopps am Wege gefallen den Gästen am besten“

Pablo Specht.
Pablo Specht. Foto: Privat
Reiseleiter wurde ich aus Interesse, Neugierde an fremden Ländern, Fernweh und Liebe zu unserer großen weiten Welt. Ich liebe es, anderen Menschen fremde Länder zu öffnen, ihnen Zugang zu Kultur, Land und Menschen zu ermöglichen. Ein Lieblingsland habe ich nicht, denn jedes Land hat seine Reize. Gegenfrage: Was ist schöner, die Alpen oder die Anden, Rio de Janeiro oder Sydney, Galápagos oder Bora Bora, der Pazifik oder die Karibik...?

Bei meinen Touren als professioneller Reiseleiter seit Mitte der 80er Jahre habe ich unzählige tolle Erfahrungen mit meinen Gästen gesammelt. Bis heute sind die strahlenden Augen „meiner“ Leute das beste Feedback, wenn sie am Ende eines Tages zu mir sagen: „Das war einfach einmalig schön!“ Neben den typischen Sehenswürdigkeiten eines Landes sind es immer wieder die improvisierten Stopps am Wege, die den Gästen am besten gefallen – wie die Gespräche mit einem argentinischen Gaucho, ein Besuch in einem Dorf in Costa Rica oder auch „nur“ die Begegnung mit einer einfachen Frau in einem Kirchlein am Wege.

Byeong-Cheol Gang, Südkorea:

„Wir sind Freunde geworden, das bereichert mein Leben“

Byeong-Cheol Gang.
Byeong-Cheol Gang. Foto: Privat
Reiseleiter wurde ich vor zehn Jahren eher durch Zufall. Mittlerweile habe ich die staatlichen Prüfungen für Reiseleiter abgelegt und bin von der Koreanischen Zentrale für Tourismus als „Premium Guide“ zertifiziert. Besonders mag ich an meinem Beruf, dass ich mit so vielen Menschen in Kontakt komme, die Korea kennenlernen möchten. Durch Gespräche mit den Gästen lerne ich aber gleichzeitig auch viel über ihre Lebenswelt. Außerdem kommen die Touristen immer zu den besten Jahreszeiten – da ist die Natur besonders schön. Darüber hinaus genieße ich es, ihnen die abwechslungsreiche koreanische Küche näherzubringen. Ganz besondere Erfahrungen sind für mich die Kontakte, die nach einer Tour mit manchen Gästen bestehen bleiben – einige sind Freunde geworden, und das bereichert mein Leben.

Einer meiner Lieblingsorte ist die Insel Cheongsan-do mit ihren Dörfern, Steilküsten, Badestränden und Kieferwäldern. Der Sonnenuntergang am Jiri-Strand ist bilderbuchreif!

Sisi Tong, im Reich der Mitte unterwegs für China Tours:

„Der Reiseleiter ist Vater und Mutter der Gruppe“

Sisi Tong.
Sisi Tong. Foto: Privat
Seit 1998 arbeite ich nun schon als Reiseleiter. Was meinen Beruf ausmacht: die vielfältigen Aufgaben. Der Reiseleiter ist die „Mutter“ und der „Vater“ der Gruppe und hält alle Widrigkeiten von den „Kindern“ fern. Er spricht die Landessprache, sorgt dafür, dass alle pünktlich am Bus sind, dass niemand verloren geht, dass alle ausreichend essen, und dass immer eine Toilette in der Nähe ist, wenn nötig. Eine meiner bewegendsten Erfahrungen: Während der Hochsaison war ein Kreuzfahrtschiff am Yangtze leider völlig überbucht. Da hat mich eine Familie aus meiner Reisegruppe in ihrer halben Doppelkabine aufgenommen – diese Gastfreundschaft hat ich mich sehr gerührt. Es ist auch toll, wenn ein Gast nach der Reise schreibt, dass er vier Fotobücher mit je 90 Seiten gebastelt hat, um die Erinnerungen festzuhalten.

Zu meinen persönlichen Highlights gehört immer die Übernachtung mitten in den atemberaubenden Reisterrassen bei gastfreundlichen Einheimischen der Yao-Minderheit – die idyllischen Reisfelder bieten unseren Gästen zu jeder Jahreszeit unendlich viele Fotomotive.

Robert Imber, Palm Springs/USA:

„Einige Leute ziehen nach meiner Tour tatsächlich nach Palm Springs!“

Robert Imber.
Robert Imber. Foto: Privat
Ich habe Architektur schon immer geliebt, und hier in Palm Springs kann ich diese Leidenschaft auf meinen Führungen zum Mid-Century Modernism-Stil weitergeben, für den die Stadt berühmt ist. Das hat manchmal weitreichende Folgen: Tatsächlich haben manche Teilnehmer nach einer meiner Führungen ein Haus in diesem Baustil gekauft und sind hierher gezogen! Bei der Entscheidung spielen sicher mehrere Faktoren eine Rolle, aber sie nennen sich mittlerweile den „Robert ist schuld“-Club! Ich freue mich, dass sie diesen magischen Ort wegen seines besonderen Flairs und der entspannten Lebensweise gewählt haben – Palm Springs hat seinen ganz eigenen „Vibe“.

Die meisten unserer Gäste leben nicht in der Wüste und sind daher immer beeindruckt von der Lage am Fuße des Mount St. Jacinto, mit 350 Sonnentagen im Jahr und Schnee auf den Gipfeln im Winter. Rund um die Stadt gibt es endlose Wanderwege durch das berühmte Coachella Valley und ganzjährig viele Festivals für Film, Musik und Retro-Design. Und wir lieben Kunst! Was man also nicht verpassen sollte, ist eine Entdeckungstour auf der Suche nach zeitgenössischen Skulpturen im öffentlichen Raum – wir haben eine City Arts Commission, die an verschiedenen Orten in der ganzen Stadt Kunstwerke platziert.

Hermann Laudensack, Bad Kissingen:

„So kann ich hoffentlich meinen Beitrag zu Frieden und Verständigung leisten“

Hermann Laudensack.
Hermann Laudensack. Foto: Bayers Staatsbad Bad Kissingen Gmbh
Vor drei Jahren habe ich begonnen, kulinarische Stadtführungen in fränkischer Tracht mit Gehrock und Filzkappe durchzuführen – das kommt gut an. Zuvor habe ich 20 Jahre jede Woche unsere Hotelgäste durch Bad Kissingen geführt, ich bin seit Kindesbeinen in der Gastronomie und Hotellerie. Unser Restaurant hat seit 24 Jahren einen Michelin-Stern, das gab es in ganz Franken noch nie. Was mich motiviert? Auf meiner kulinarischen Entdeckertour gebe ich Einblicke in unsere Geschichte und unsere Kochtöpfe, auch wenn dies sensible Themen wie die Weltkriege berührt. So kann ich hoffentlich meinen Beitrag zu Frieden und Verständigung leisten.

Als waschechter Kissinger bin ich außerdem sehr stolz auf unsere Bäderarchitektur und möchte das mit unseren Gästen aus aller Welt teilen: Diese Architektur hat geradezu sinnliche Qualitäten wie der neubarocke Schmuckhof und der Weiße Saal – schön, wenn meine Gäste hier glänzende Augen bekommen! Neben den historischen Bauwerken schätzen die Besucher auch die wunderschöne Natur: Das Biosphärenreservat Rhön liegt direkt vor der Tür. Hier gibt es inzwischen 25 zertifizierte Premium-Wandertouren rund um den „Hochrhöner“, der in Bad Kissingen beginnt. Außerdem haben wir ein hochkarätiges Kulturprogramm, das weltweit kein anderes Städtchen mit nur 23.000 Einwohnern bietet.

Richard dela Cruz, Philippinen:

„Meine Gäste beneiden mich oft um meinen Job und meinen Arbeitsort“

Richard de la Cruz.
Richard de la Cruz. Foto: Privat
Ich habe einen Bachelor in Umweltwissenschaften und arbeite seit 2012 als Tourguide auf der philippinischen Insel Palawan. Bei der Ausbildung zum Guide lag ein Schwerpunkt darauf, zu lernen wie man die Ressourcen unserer Heimat schützt und dieses Wissen an andere Menschen weitergibt. Auch umfassende Kenntnisse über die Flora und Fauna der Philippinen gehörten dazu. Außerdem wurden wir in Wassersicherheit und Rettungsschwimmen ausgebildet.

Meine Gäste beneiden mich oft um meinen Job und meinen Arbeitsort – und ich stimme ihnen zu, ich kann Vergnügen und Arbeit verbinden. Ich liebe Palawan, nicht nur weil ich hier geboren wurde. Eines meiner schönsten Erlebnisse: Zwei Gäste haben sich auf meiner Tour kennengelernt und kamen zwei Jahre später als Paar zurück. Sie sagten, dass sie dank mir und der Philippinen-Reise zusammengekommen seien. Meine Heimat Palawan empfehle ich jedem gern – die gleichnamige Provinz um die Insel ist bekannt für ihre große Biodiversität, unentdeckte Strände und tolle Tauchspots. Besonders sehenswert ist der Tubbataha Reef Nationalpark, der wegen seiner Korallen, seiner außerordentlichen Artendichte und seiner Wichtigkeit für Seevögel und Meeresschildkröten zum UNESCO-Welterbe zählt. In der Hauptstadt Puerto Princesa City gibt es aber auch viele Restaurants und Bars zum Feiern.

Vincent Bodinier, in Mexiko unterwegs für Viventura:

„Ich mache besondere Momente erlebbar“

Vincent Bodinier.
Vincent Bodinier. Foto: Privat
Auch nach 35 Jahren als Reiseleiter habe ich Freude daran, meine Leidenschaft für Lateinamerika mit Gästen zu teilen. Ich helfe ihnen, das authentische Mexiko zu entdecken, indem ich Kontakte zu den Locals herstelle und besondere Momente erlebbar mache. Für mich persönlich ist Chiapas die interessanteste Region des Landes – hier findet sich eine unglaubliche Vielfalt: Man erlebt unberührte Strände, den tropischen mexikanischen Dschungel und Berge, die gut mit den Schweizer Alpen mithalten können. Die Hauptgründe, warum unsere Gäste so begeistert von Mexiko sind, sind aber die Gastfreundschaft und Warmherzigkeit der Mexikaner.

Besonders beliebt bei Touristen ist die Maya-Stätte Palenque, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt und mitten im Dschungel liegt. Mein Geheimtipp für alle Reisenden sind allerdings die „Lagunas de Bacalar“ im Süden Mexikos. Ob Entspannung, Wassersport, Kultur oder leckeres Seafood: Der karibische See hat viel zu bieten.

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zuletzt geändert am 09.11.2017

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