Frau greift in eine Schale mit gebratenen Kastanien.
Foto: IDM Südtirol / Alex Filz

Törggelen – die fünfte Jahreszeit

Beim Törggelen werden den Gästen in Südtirol im Herbst gebratene Kastanien aus den umliegenden Hainen, Hauswein und viele weitere Produkte des Bauernhofes zum Verkosten angeboten. Restaurants schließen sich dem Brauch an und kreieren besondere Geriche aus Kastanien.

Das Eisacktal gilt als Ursprungsgebiet dieses beliebten Brauches. Die Landschaft ist von Weinbergen und Kastanienhainen geprägt, in höheren Lagen finden sich große Almen- und Weideflächen. Diese landschaftliche Kombination hat wahrscheinlich etwas mit dem Ursprung des Brauches zu tun: Eisacktaler Bauern, die Wein anbauten und ihre Tiere auf die Weiden der Bergbauern schickten, revanchierten sich mit einem herbstlichen Bauernschmaus und dem neuen Wein. Zum Kosten des Weines stieg man in den Kelterraum, also jenen Raum, in dem die Weinpresse, die „Torggl", stand. Zur geselligen Runde hat man sich dann in die Stube gesetzt. Ein anderer Erklärungsversuch ist, dass zu früheren Zeiten den Erntehelfern nach getaner Arbeit als Dank ein großes Festessen zubereitet wurde. Wie auch immer, es geht um festliches Essen und geselliges Zusammensein nach getaner Arbeit. Solche Bräuche lässt man gerne weiterleben.

Törggelen am Ursprung

Für die Initiative „Törggelen am Ursprung“ haben sich Buschenschänke zusammengetan, welche sich an den Qualitätskriterien des „Roter Hahn“-Siegels orientieren. Sie feiern den Brauch auf ursprüngliche Art und Weise: zur richtigen Zeit und an jenen Orten, wo selbst gekelterter Wein und Kastanien aus der Umgebung angeboten werden. Gekennzeichnet sind die Betriebe mit einem "Buschen", einem Strauß aus Zweigen, dem historischen Willkommens- und Ausschankzeichen. Landeskundler Christoph Gufler: „Wichtig ist, dass man zum Weinbauern geht. Richtiges Törggelen gibt es nur dort, wo die Trauben wachsen und der Wein gekeltert wird.“

Eingeläutet wird die Törggele-Saison Anfang Oktober, indem alle an der Initiative beteiligten Buschenschänke das sogenannte „Keschtnfeuer“ entzünden. Zu diesem Anlass servieren die Bauern nicht nur beste Weine, geröstete Kastanien und typische Südtiroler Spezialitäten, sondern öffnen ihre Türen auch für Führungen, Weinverkostungen und erzählen Geschichten über Haus und Hof.

Eisacktaler Kastanienwochen

Auch die Gastronomie hat das Törggelen für sich entdeckt und neu interpretiert. Bis Ende Oktober bereichert die herzförmige Frucht die kulinarische Szene im Eisacktal. In den elf teilnehmenden Gastbetrieben von Neustift bis Lajen werden in dieser Zeit Gerichte rund um die stachlige und edle Frucht zubereit. Zu cremigem Püree veredelt, als Mehl oder Füllung, geröstet, gekocht oder zur delikaten Suppe verarbeitet. Die Kastanie ist, in welcher Form auch immer, ein Genuss und zudem sehr gesund. Sie enthält neben hochwertigem Eiweiß, wichtige Vitamine, Mineralien und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Außerdem ist die Kastanie von Natur aus eine glutenfreie Kohlenhydratquelle. Zudem verschönert der Baum mit seinem leuchtenden Laub die Landschaft im Herbst.

Auf den Spuren der Edelkastanie von Brixen nach Bozen

Das echte Törggelen sollte jedenfalls mit einer Wanderung durch die herbstliche Südtiroler Landschaft verbunden werden, vorbei an bunten Kastanienhainen und Weinreben, und dann setzt man sich in geselliger Runde zusammen, um sich mit saisonalen Speisen und Getränken aus der Gegend zu stärken. Besonders beliebt während der Törggelenzeit ist der „Ketschnweg“. Er ist gut 60 Kilometer lang und zählt zu den aussichtsreichsten Mehrtagestouren jenseits des Brenners. Auf der durchgängig markierten Strecke folgen Urlauber in vier Etappen den Spuren der Edelkastanie vom Eisacktal bis in Südtirols Süden. Die Strecke verläuft von Kloster Neustift bei Brixen über das Rittner Hochplateau bis zu Schloss Runkelstein oberhalb von Bozen. Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeiten entlang des Wegs gibt es reichlich. Geschlafen wird in gemütlichen Ferienwohnungen, morgens stärkt ein Bauernfrühstück die Wanderer. Unterwegs locken urige Hof- und Buschenschänke mit Südtiroler Schmankerln. Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel. Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeiten unter www.roterhahn.it.

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zuletzt geändert am 13.10.2023

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