5 Personen steigen in Badekleidung in das eiskalte Wasser.
Foto: Fetzysworld

Die Magie der Kälte

Während die einen im warmen Thermalwasser ihren höchsten Badegenuss erleben, suchen hartgesottene Zeitgenoss*innen genau das Gegenteil. In eisig kaltem Wasser zu baden liegt in den letzten Jahren voll im Trend.

Neu ist das Eisbaden allerdings nicht. Karl der Große soll ein begeisterter Winterschwimmer gewesen sein und auch Goethe hackte die eisig kalte Ilm zum Bad auf. Im 18. Jahrhundert wurde kaltes Wasser dann auch von Ärzten und Heilpraktikern zur Heilung eingesetzt. Der „Vater“ dieser Methode ist der Priester, Hydrotherapeut und Naturkundler Sebastian Kneipp. Er litt an Tuberkulose und behandelte seine Erkrankung selbst, indem er dreimal in der Woche in der Donau ein Eisbad nahm. Er wurde wieder völlig gesund.

Von Karl dem Großen zu Daniel dem Fetzy ist es allerdings ein großer Sprung, nicht nur zeitlich. Daniel Fetz alias „Fetzy“ bedient den aktuellen Hype rund um’s Eisbaden und Eischwimmen perfekt. Am Steyregger Salmsee hat er mit „Fetzysworld“ ein Reich für Wassersportler geschaffen. Eigentlich ist er ja Wakeboarder, und als Welt- und Europameister sogar ein sehr guter. Und dann hat er das Eisbaden entdeckt, war gleich einmal fasziniert und begeistert, wie ihn das körperlich und auch geistig weitergebracht hat.

Warum ist Eisbaden so beliebt?

Das ist ganz unterschiedlich. Die einen wollen ihre Grenzen ausloten und wissen, ob sie es schaffen, andere wiederum tun es aus gesundheitlichen Überlegungen und nicht wenige werden richtig süchtig danach. Alle, die regelmäßig eisbaden gehen, können das bei dem euphorischen Glücksgefühl danach gut verstehen. Durch die Kälte werden Adrenalin und Endorphine freigesetzt. Gleichzeitig ziehen sich die Hautgefäße durch das Eiswasser zusammen und das Blut zentralisiert im Körperkern. So wird die Körpertemperatur gehalten. Wenn man aus dem Wasser steigt, weiten sich die Gefäße wieder und der ganze Körper wird besser durchblutet. Das ist nicht nur ein gutes Training für die Gefäße, sondern führt auch zu einem wohligen Gefühl.Langfristig gibt es noch weitere, positive Auswirkungen auf Körper und Psyche: Menschen, die im Eiswasser baden, werden widerstandsfähiger. Auch gegen Depressionen soll die Kaltwasseranwendung helfen. Durch das ausgeschüttete Adrenalin und die vermehrten Leukozyten im Körper wird das Immunsystem gestärkt, Stress reduziert und die Fettverbrennung angekurbelt.

Gute Vorbereitung

Zurück an den Salmsee. Es ist saukalt und am Ufer bildet sich gerade eine dünne Eisdecke. Das Wasser ist nicht viel wärmer, vielleicht ein paar Grad über Null. Und dennoch macht sich eine kleine Gruppe Unerschrockener auf, hier ins Wasser zu steigen. Doch ohne gute Vorbereitung geht gar nichts. Man sollte den Übergang vom Warmen ins Kalte ganz sanft gestalten, sich schon vorher draußen in Badekleidung abkühlen, auf keinen Fall ins kalte Wasser springen! Ruhige Bewegungen, eine gemeinsame Meditation, bewusste Atmung. Wir sind es ja nicht mehr gewöhnt, zu frieren. Darum müssen wir das Vertrauen wiedererlangen, dass der Körper das schafft.

Gruppe von 6 Personen liegt in einem Raum im Kreis am Boden, alle halten sich an den Händen und üben die bewusste Atmung.
Atemübungen sind ganz wesentlich bei der Vorbereitung eines Eisbades. Foto: Fetzysworld

Ganz wichtig ist die richtige Atemtechnik. Mehrfach bewusst ein- und ausatmen, dann die Luft länger anhalten, dann alles nochmals wiederholen. Wenn man das Atmen gut trainiert hat, kann man sich ins kalte Wasser wagen ohne gleich in Schnappatmung zu verfallen. Atmen, atmen, atmen lautet dann auch die Devise, während die Gruppe im kalten Wasser weilt. Nur der Kopf und die Hände bleiben über Wasser.

Glücksgefühle

Am schwersten sind die ersten 30 Sekunden, danach weiß man plötzlich gar nicht mehr, ob es kalt oder heiß ist. Es beginnt zu kribbeln. Und dann kommen die Glückshormone. Anfänger*innen sollten für diesen Effekt mindestens zwei Minuten, aber nicht länger als vier Minuten im Wasser bleiben.

Wenn man aus dem kalten See steigt sollte man keinesfalls ins warme Wasser springen oder in eine Sauna gehen. Langsam aufwärmen ist auch jetzt die Devise. Abtrocknen, einen warmen Tee trinken und erst nach einigen Minuten die warme Dusche aufsuchen. Das gilt übrigens bei jeder Unterkühlung: Niemals gleich in die warme Badewanne steigen. Der Körper muss sich allmählich wieder sammeln, damit er seine Temperatur steigern kann.

Nur gesund und unter Anleitung

Eisbaden will gelernt sein und eine professionelle Anleitung und Aufsicht ist das oberste Gebot für Anfänger*innen. Man sollte auch gesund sein. Bei einer Schwangerschaft, erhöhtem Blutdruck und Herzproblemen, bei Diabetes, Epilepsie oder einer Kälteallergie sollte man darauf verzichten. Vor dem ersten Abtauchen sind alle weiteren gesundheitlichen Einschränkungen mit dem Trainer abzusprechen.

Mädchen im kalten Wasser, links und rechts Hände, die sie halten.
Volle Konzentration auf die Atmung. Auch Kinder machen bei den Kursen mit. Foto: Fetzysworld

Wenn Sie jetzt Lust bekommen haben: Termine für Anfängerkurse gibt es laufend in Fetzysworld>>>

Anreise

Mit dem Zug sind es nur elf Minuten vom Hauptpahnhof Linz bis Bahnhof Pulgarn (Zug Richtung Pregarten). Von dort sind es zehn Minuten zu Fuß bis zu Fetzysworld. Von Linz gährt auch ein Bus bis zum Bahnhof Pulgarn.

Folge lebensart-reisen auf instagram>>>

zuletzt geändert am 15.11.2023

teilen twittern Instagram