Wanderer im Schnee.
Foto: www.robertmaybach.com

Du bist das Land...

Jürgen Schmücking schwärmt aus und reist durch Tirol.

Zugegeben, es ist kein Kinderlied. Aber als mein Sohn drei oder vier Monate alt war, hatte ich öfter das Vergnügen, ihn in den Schlaf zu tragen. Also summte – oder besser brummte – ich ihm Dem Land Tirol die Treue vor. Es hat funktioniert. Ich hätte ihm auch das Kufsteinlied vorbrummen können. Das fiel mir im ersten Moment aber nicht ein. Ich musste nur Stein und Bein versprechen, dass es beim Brummen bleibt. Das Versprechen habe ich im Großen und Ganzen gehalten. Nur bei der Textzeile „weil du so schön bist, mein Tiroler Land.“ habe ich hin und wieder geschummelt.

Vor sieben Jahren (plusminus) bin ich nach Tirol übersiedelt. Seither habe ich über unzählige österreichische Regionen, die entlegendsten Dörfer, Bauern, Wirtinnen oder Schnapsbrenner geschrieben. Nur nicht über Tirol. Hier also ein erster Wurf von Tipps entlang des Inns. Anders als sonst beginne ich mit zwei Betrieben, von denen aus das Land zu entdecken ist.

Erste Station Oberland. Und damit erste Lektion Tiroler Landeskunde. Nachdem ich nämlich auch schon die Interpretation gehört habe, dass das Oberland in den Bergen und das Unterland im Tal liegt, hier eine Klarstellung. Unterland ist alles von Kufstein bis Innsbruck, also der östliche Teil des Landes von Innsbruck bis zum Arlberg liegt dann das Oberland. Menschenschlagsmäßig unterscheiden sich die beiden Territorien geringfügig. Glaubt man dem (weiblichen) Volksmund hat der Unterschied etwas mit Geschwindigkeit zu tun. „Bevorst vom Oberländer a Busserl kriagst, host vom Unterländer a Kind.“

Bio-wellness im holzleiten

Hotelansicht mit Pool am Abend.
Foto: Holzleiten

Eine andere bekannte (musikalische) Volksweise will uns glauben lassen, dass die ‘Perle Tirols’ irgendwo im Unterland liegt. Mitnichten. Kulinarisch gesehen liegt sie eher am Mieminger Plateau, also im Oberland. Das Bio Wellness Hotel Holzleiten in Obsteig hat nämlich in Küche und Keller Überraschungen parat, bei denen sich die nobligen Häuser am Arlberg und in Kitzbühel warm anziehen sollten. Auf der Basis von hundertprozent bio werden alle Gerichte – egal ob Pflanze, Fisch oder Fleisch – nach den Grundregeln der 5-Elemente-Küche zubereitet. Dazu ein hoher Anspruch an Regionalität, anspruchsvolle Tischkultur und im Keller das Beste, das Bio-Winzer zu bieten haben. Holzleiten ist aber weit nicht nur ein gastronomischer Hotspot im Tiroler Oberland. Die Zimmer sind lichtdurchflutet, geradlinig-modern und hochgradig gemütlich. Der SPA-Bereich ist großzügig und lädt zum Verweilen. So können sich die Gäste ideal von den Berg- und Bike-Touren erholen und Kraft für das nächste Abenteuer tanken. Zum Biohotel>>>

Auf Entdeckungsreise rund um das Naturhotel am Pillberg.
Auf Entdeckungsreise rund um das Naturhotel am Pillberg. Foto: Hotel Grafenast.

Naturhotel Grafenast

Ungefähr genauso weit, wie Holzleiten von Innsbruck entfernt liegt, finden wir auch das Naturhotel Grafenast. Nur in die andere Richtung. Die Wurzeln von Grafenast reichen weit in die Vergangenheit zurück. 1907 hat der „Toni“ seine Rodelhütte am Berg gebaut. Der Rodeltoni ist der Urgroßvater von Peter Unterlechner, der heute gemeinsam mit seiner Frau Waltraud den Betrieb führt. Und natürlich hat sich in den letzten 110 Jahren einiges getan. Grafenast ist keine Rodelhütte mehr, obwohl die ursprüngliche Stube erhalten wurde und heute noch den lebendigen Kern des Hauses darstellt. Grafenast ist hoch droben am Pillberg bei Schwaz und ein Refugium für Ruhe Suchende. Ein Ort, an dem Eltern ihren Kindern mehr zeigen können, als sie ahnen. Vom Weg der Sinne mit seinen in die wilde Natur gestellten Skulpturen, Pilzwanderungen, bei denen Essbares von Ungenießbarem unterschieden und danach die Pfannen geschwungen werden. Erholung bieten sowohl die individuellen Zimmer, aber auch die Waldsauna. Geschwitzt wird hier in den Baumkronen neben dem Hotel mit freiem Blick aufs Inntal. Eine ‚Aste’ ist übrigens so etwas wie eine Alm. Nur nicht so weit oben. Zum Naturhotel>>>

Tiroler Grauvieh-Rinder auf der Alm.
Geheimtipp aus dem Kaisertal: Die Tiroler Grauvieh-Rinder von Markus Tschamernik. Foto: Tschamernik

Bei Grauvieh und Käse

Jetzt noch ein Geheimtipp aus dem Kaisertal, ziemlich weit im Osten. Hier betreibt ein Mann mit spannender Vergangenheit eine Rinderzucht. Zuerst war Markus Tschamernik Jäger. Seine Jagdgründe waren im Waldviertel, gleich oberhalb der Wachau. Stück für Stück kam mehr Natur dazu. Er kaufte Wälder und Äcker, eine alte Mühle am Gillausbach (um dort Forellen zu züchten), einen Traktor und schließlich die ersten Kärntner Brillenschafe. Dann starb der Schwiegervater, der im Tiroler Kaisertal einen alten Hof (und ein hochalpines Jagdrevier) bewirtschaftete. Seither werden auch Tiroler Grauvieh-Rinder gezüchtet. Eine der Nutznießerinnen dieser landwirtschaftlichen Leidenschaft ist Traudi Sigwart von den Tiroler Weinstuben in Brixlegg, die für ihren Betrieb auch schon mal ganze Bio-Ochsen aber auch Bio-Lämmer von Markus Tschamernik verarbeitet. Der Hof lässt sich besuchen und ist für Gäste nur zu Fuß über den Kaiseraufstieg erreichbar. Das war früher auch der einzige Weg für die 30 Bewohner des Hochtals. Seit 2008 steht ihnen der Annatunnel zur Verfügung. Zum Bio-Bauernhof>>>

Bleiben wir (weit) im Tiroler Osten. Seit mehr als 60 Jahren wird in der Sennerei Hatzenstädt gekäst, und bis heute hat sich dabei nicht viel verändert. Jeden Tag in der Früh und am Abend wird die Milch mit Seilbahnen, direkt zur Sennerei am Niederndorferberg gebracht. Dort entsteht in handwerklicher Käsereikunst feinster Hatzenstädter Bio-Käse. Und Butter. Rohmilchbutter, die zu den besten des Landes (und damit meine ich nicht nur Tirol) gehört. Zur Sennerei>>>

Tirol ist ein großartiger Ort zum Leben. Und hat kulinarisch wie biolandwirtschaftlich einiges zu bieten. Tirol ist nicht meine Heimat. Aber wir arbeiten daran, und jeden Tag kommen wir einander ein Stück näher.

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zuletzt geändert am 18.08.2020

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