4 Windmühlen auf einer grünen Wiese.
Foto: Visit Estonia, Priidu Saart

Estland - die Schönheit des Nordens

Eine Reise in ein modernes Land mit vielen Traditionen, wilden Küsten, unberührter Natur und einer lebhaften Hauptstadt.

Estland ist der nördlichste der drei baltischen Staaten. Obwohl das Land zumeist in einem Atemzug mit Lettland und Litauen genannt wird fühlen sich die meisten Est*innen den Finn*innen viel näher. Kein Wunder: Tallinn, die estnische Hauptstadt ist nur 85 Kilometer von Helsinki, der Haupstadt Finnlands entfernt, mit dem Schnellboot ist man in 90 Minuten drüben.

Natur Pur

Über 2.000 Inseln, 3.794 Kilometer Küste, fast die Hälfte des Landes ist mit Wald bedeckt, weite Moorlandschaften und sechs große Nationalsparks – Estland ist  ein perfektes und vor allem sehr abwechslungsreiches Reiseziel für Naturliebhaber*innen. Lahemaa ist der größte und älteste Nationalpark und liegt im Norden des Landes. Er vereint felsige und sandige Ostseeküstenabschnitte, weite Wiesen und mystische Moorgebiete. Das Viru-Hochmoor verfügt beispielsweise über einen der am besten zugänglichen Moorpfade im Land. Der Lehrpfad ist 3,5 Kilometer lang und hat auf halber Strecke einen Aussichtsturm.

Holzsteg über einem Teich im Nationalpark.
Mit sechs großen Nationalsparks ist Estland ein perfektes Reiseziel für Naturliebhaber*innen. Foto: Visit Estonia, Sven Zacek

Auch der Soomaa Nationalpark ist für seine Hochmoore und die schönen Wanderwege bekannt. Außerdem kann man hier die „fünfte Jahreszeit“ erleben. Das ist die Zeit zwischen Winter und Frühjahr, wenn der Schnee schmilzt und sich der Park mit Wasser füllt. Dann kann man die Wälder mit einem Kanu erkunden.

Orchideenliebhaber*innen, Robben-Fans und Vogelfreund*innen sind im Nationalpark Vilsandi richtig. Er befindet sich im Westen der Insel und besteht aus 150 kleinen Inseln. Tierische Begegnungen gibt es auch im Nationalpark Alutaguse: In einer Bärenbeobachtungshütte besteht die einmalige Chance, die beeindruckenden Raubtiere in freier Wildbahn zu bewundern. Aus sicherer Entfernung können neben Braunbären auch Marderhunde, Seeadler, Biber und Elche beobachtet werden.

Braunbär im Wald.
Mit etwas Glück kann man im Nationalpark Alutaguse Braunbären beobachten. Foto: Visit Estonia, Jürgen Voolaid

Pulsierende Hauptstadt

Ganz anders gestaltet sich das Leben in Tallinn. Rund 430.000 Einwohner*innen zählt die estnische Hauptstadt. Neben viel Tradition – die mittelalterliche Altstadt mit einer bestens erhaltenen Stadtmauer ist UNESCO Weltkulturerbe - trifft man auf hippe Künstlerviertel mit bunten Häusern, angesagten Restaurants und Geschäften - alles, was zu einem städtischen Flair gehört. Mehr über Tallinn>>>

Wer jedoch so richtig abschalten und die Gelassenheit des baltischen Lebens aufsaugen möchte ist auf den Ostseeinseln richtig. Ob auf Saaremaa, der größten aller estnischen Inseln oder auf Hiiumaa, Muhu, Kihnu, Ruhnu oder Vormsi – hier ticken die Uhren noch etwas langsamer als auf dem Festland.

Kulinarische Schätze aus der Natur

Auf den ersten Blick wirkt die estnische Küche deftig und einfach. Sie ist jedoch eng mit der Natur und deren Jahresverlauf verbunden und bringt so eine abwechslungsreiche Vielfalt auf den Teller. Während im Frühjahr mit jungen Fichtentrieben, Löwenzahn, Sauerampfer und Bärlauch gekocht wird, stehen im Spätsommer Pilze, Heidel- und Preiselbeeren im Fokus. Die Est*innen sind stolz auf ihre Schätze der Natur und werden gerne zu Jäger*innen und Sammler*innen, wenn es um leckeres Essen geht. Regionale Produkte und kulinarische Hochgenüsse schließen sich keinesfalls aus, was zahlreiche Gourmet- und Sternerestaurants genauso wie kleine, alteingesessene Lokale beweisen. 82 Restaurants haben es auf die Liste des White Guide Nordic geschafft, und das ist so etwas wie die Gastrobibel der nordischen Länder.

Jausenbrett mir Brot uind Salatvariationen.
Kulinarische Schätze aus der Natur, dazu das „must leib“ ein dunkles, malziges Sauerteigbrot. Foto: Visit Estonia, Aivar Pihelgas, Ragne Vaerk

Zur bunt gemischten Gastroszene zählen auch viele charmante Cafés, deren Besuch sich nicht zuletzt wegen der feinen Schokopralinen und Marzipanfigürchen lohnt. Wer ein leckeres Souvenir aus Estland mit nach Hause nehmen möchte, kann sich in verschiedenen Workshops an der Herstellung der süßen Leckereien versuchen oder kauft auf einem der vielen Märkte ein „must leib“. Das dunkle, malzige Sauerteigbrot hat Estland eine regelrechte Brotkultur beschert. Viele junge Menschen haben den Großeltern Löcher nach den besten alten Rezepten in den Bauch gefragt und das traditionelle Brot auf Roggenbasis zurück auf die Teller des Landes gebracht.

Samstag ist Saunatag

Die Sauna so etwas wie der soziale Kitt Estlands. Die Schwitz-Tradition hat eine lange Geschichte, bereits Quellen aus dem 13. Jahrhundert bestätigen die Verwendung eines „viht“ – was mit Sauna-Quirl übersetzt werden kann. Mit den kleinen Bündeln aus Zweigen schlagen sich die Leute, auch gegenseitig, um den Kreislauf noch zusätzlich anzuregen bevor es dann in den See oder das erfrischende Meer geht.

3 Männer mit nacktem Oberkörper und Büchen aus Zweigen am Steg eines kleinen Sees.
Nach der Sauna schlagen sich die Leute mit den kleinen Bündeln aus Zweigen um den Kreislauf noch zusätzlich anzuregen. Foto: Visit Estonia, Oliver Moosus

Im Südosten Estlands gibt es eine weitere Besonderheit: Die dort bekannten Rauchsaunen kommen ohne Schornstein aus und gehören mittlerweile zum UNESCO Weltkulturerbe. Wie tief das Saunieren in der estnischen Kultur verankert ist, zeigt auch ein alter Volksglaube, demzufolge man in der Schwitzhütte niemals streiten sollte. Die guten Geister, die keine Streitigkeiten kennen, würden dadurch sehr irritiert werden.

Zur estnischen Tradition zählen auch die vielen Volkslieder. Über 113.000 verschiedene Lieder fasst das Repertoire, das bei den zahlreichen Festen zum Besten gegeben wird. Dazu wird in der bunten Nationaltracht getanzt. Es lohnt sich, sich hier einfach treiben zu lassen, mitzufeiern und zu tanzen und ganz in das Erlebnis „Estland” einzutauchen.

Frauen in Tracht und mit Blumenkranz auf der Stirn tanzen.
Tanzfestival mit viel Folklore und traditionellen Liedern. Foto: Visit Estonia, Aivar Pihelgas

Ein besonderer Tipp zum Schluss

Am Baltikum findet man auch ganz wunderbare Radtouren, eine der schönsten beginnt im estnischen Pärnu und führt entlang der flachen Ostseeküste knapp 170 km bis Haapsalu. Der elegante Küstenort ist der älteste Kurort Estlands und besonders für seine Heilschlammbäder berühmt. Das könnte nach einer langen Radtour dann auch angesagt sein. Radfahren im Baltikum ist von Mai bis September ideal, auch im Hochsommer bewegen sich die Temperaturen meist so um die 20 Grad Celsius.

Anreise

Mit Bahn und Bus: Mit Eurocity von Wien nach Warschau und dann weiter mit dem Nachtbus nach Tallinn. Oder mit dem Flugzeug.

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zuletzt geändert am 23.07.2021

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