Grünes Band
Grünes Band. Foto: IUCN

Grünes Band statt Eiserner Vorhang – unterwegs an der Nahtstelle Europas

Unberührte Natur, vom Eismeer bis zum Schwarzen Meer: Das "Grüne Band" entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs ist mit seinen Natur- und Kulturlandschaften, die aufgrund der langen Isolation oft gut erhaltenen sind, ein beliebtes Reiseziel.

1989 fiel die Berliner Mauer, der Eiserne Vorhang zwischen West- und Osteuropa hob sich. Dort, wo die Grenzen zwischen zwei großen politischen Systemen ganz real existierten und fast 40 Jahre lang Länder, Regionen, Nachbarn trennten, konnten sich auch Reste von alten Natur- und Kulturlandschaften halten, die abseits der Grenze durch die Industrialisierung der Landwirtschaft und durch Zersiedelung längst zerstört worden waren. Ein Band wertvoller Lebensräume zog und zieht sich mehr als 12.500 km lang durch 23 Staaten. Auch Österreich hat auf knapp 1.300 km Anteil an einigen der schönsten Regionen dieses so genannten "Grünen Bandes": vom Böhmerwald bis zum Dobratsch, über die Donau-March-Thaya-Auen an der österreichisch-tschechisch-slowakischen Grenze, die Murauen zwischen der Steiermark und Slowenien, und auch über weite Strecken im Burgenland, wo der Eiserne Vorhang in der Nähe des Neusiedler Sees zuallererst durchlässig wurde. 

Führung mit Jugendlichen im Cheiner Torfmoor am Grünen Band in der Altmark Sachsen-Anhalt
Führung mit Jugendlichen im Cheiner Torfmoor am Grünen Band in der Altmark Sachsen-Anhalt. Foto: Kai Frobel

Grenzen trennen – Natur vereint

Kai Frobel vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) initiierte kurz nach dem Mauerfall das "Grüne Band" in Deutschland, das bald zu einem europäischen Projekt wurde. Denn die Spuren des Eisernen Vorhangs sind von Finnland bis Griechenland zu finden. Gut erhaltene Natur und vor allem die lebendige Geschichte des Kontinents ist hier hautnah erfahrbar.

Die Idee dahinter: Die entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs erhaltenen Natur- und Kulturlandschaften sollen als europäisches Erbe erkannt, vor rascher Zerstörung durch Straßenbau, Flächenfraß und Ähnlichem bewahrt und auf ihrem Weg hin zu einer nachhaltigen Regionalentwicklung unterstützt werden. Tourismus spielt dabei eine besondere Rolle, weil er einerseits zur regionalen Wertschöpfung beiträgt, andererseits auch auf intakte Landschaften angewiesen ist.

Das Grüne Band als Reiseziel

Viele Regionen entlang des Grünen Bandes haben ihre besondere Lage als ehemalige Grenzgebiete als Vorteil erkannt. Denn es zeigt sich, dass in diesen Regionen, die lange Zeit als "rückständig", "vergessen" oder "Ende der Welt" abgetan worden waren, viele Fehler des "Fortschritts" nicht gemacht worden sind, die anderswo alte Kulturlandschaften schon vor Jahrzehnten unwiederbringlich veränderten.

Natura Trails am Grünen Band

Auch in Österreich tut sich einiges. Die Wander und Radwege "Natura Trails" entlang des Grünen Bandes in Niederösterreich machen Gäste und die einheimische Bevölkerung mit ihrer Umgebung vertrauter. Mit dem Nationalparks Thayatal, Donauauen und Neusiedler See-Seewinkel befinden sich in Österreich gleich drei hochrangige Schutz- und Erlebnisgebiete am Grünen Band, die Herausforderung besteht derzeit darin, auch andere Regionen am ehemaligen Eisernen Vorhang bei ihrer nachhaltigen Regional- und Tourismusentwicklung zu unterstützen.

Routencheck am Grünen Band in Ungarn
Routencheck am Grünen Band in Ungarn. Foto: Levai Gabor

Naturschutz, Tourismus, Erlebnisse, Einkommen

Tourismus bringt regionale Wertschöpfung, auch den lange marginalisierten Regionen am ehemaligen Eisernen Vorhang. Die Region Neusiedler See-Seewinkel mit ihrer ebenso erstaunlichen wie erfreulichen Entwicklung zum Nationalpark, der viele Nächtigungsgäste anzieht und so auch ein wirtschaftlicher Motor geworden ist, gilt als besonders gelungenes Beispiel dafür.

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zuletzt geändert am 29.10.2019

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