Fröhliche Wandergruppe in den Bergen.
Fröhliche Wandergruppe beim Wiesberghaus. Foto: Viewnect Sven Posch

Lebe die Freiheit

Eine erstaunliche Erfolgsgeschichte der Naturfreunde, die in einer Zeit voller Umbrüche ihren Anfang nahm und bis heute andauert.

Seit mehr als 125 Jahren leben die Naturfreunde Natur – wie sie selbst über sich schreiben. Was kann man sich darunter vorstellen? Und wie kam es überhaupt zur Gründung dieser heute so erfolgreichen Freizeit- und Naturschutzorganisation?

Um das zu verstehen, muss man einen Blick in die Gründungszeit werfen. Das 19. Jahrhundert war von großen Gegensätzen und gesellschaftlichen Veränderungen geprägt. Die Begeisterung der bürgerlichen Kreise für die Alpen hatte schon 1862 zur Gründung des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV) geführt. Mit den gigantischen Spenden der wohlhabenden Bildungsbürger konnte schon damals ein dichtes Hütten- und Wegenetz geschaffen werden.

Dann kamen industrielle Revolution, Ausbeutung der Arbeiter, Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit. Als Reaktion auf die tristen Verhältnisse kurz vor der Jahrhundertwende wurden 1895 die Naturfreunde als Touristenverein gegründet. Sie sollten den Arbeitern die Möglichkeit geben, in familiärer Atmosphäre unbeschwert zusammenzukommen und bei Wanderungen oder Vereinsabenden mit Vorträgen über die Natur oder andere naturwissenschaftliche Themen ihresgleichen zu treffen.

Historische Wandergruppe.
Ein Ziel der Naturfreunde war es, Arbeiter von Kartenspiel und Trinkgelagen in stickigen Wirtshäusern wegzubringen und in ihnen die Liebe zur Natur zu wecken. Foto: Naturfreunde
Karl Renner, Student und späterer Staatskanzler in der Ersten Republik, war der intellektuelle Kopf des jungen Vereins. Er stellte als Vereinsziel das Recht der Arbeiter auf Erholung in den Vordergrund und unterstützte den Kampf der Arbeiterbewegung um „acht Stunden Arbeit, acht Stunden Muße und acht Stunden Schlaf“. Werte wie Gerechtigkeit, Solidarität, Zusammenhalt, Gemeinschaft, Vertrauen, Verantwortung und Freiheit wurden damals schon geprägt – und sie gelten für die Naturfreunde heute noch.

Dem Kampf um Freizeit für die Arbeiter folgten die ersten Naturschutzkampagnen gegen die Abholzung der Wälder, die Erringung des freien Wegerechts im Wald wie auch der Bau von Schutzhütten und Initiativen zur Errichtung von Nationalparks. Heute wird diese Arbeit erfolgreich in über 460 Ortsgruppen geleistet.

Schon immer waren auch bekannte Persönlichkeiten und Topsportler Teil der Naturfreunde. So ist auch Gerlinde Kaltenbrunner seit ihrer Kindheit durch ihre Familie mit den Naturfreunden verbunden, wie sie bei einem Pressegespräch im November erzählt. „Bei meiner ersten 8000er Expedition zum Broad Peak bestand unser Team weitgehend aus Mitgliedern der Alpinistengilde der Naturfreunde.“

Sinnvolle Freizeitangebote und gesellschaftspolitische aktivitäten

Junge Menschen bei der Markierungsarbeit in den Bergen.
Die Naturfreundejugend bei der Markierungsarabeit im Gebirge. Foto: Naturfreundejugend Österereich
Die Arbeit der Naturfreunde geht auch heute noch weit über sportliche Aktivitäten und Freizeitangebote hinaus. Sie sind wichtiger Erhalter der alpinen Infrastruktur, maßgeblich für Umweltprojekte verantwortlich und bieten fundierte Ausbildungen in eigenen Kompetenzzentren, wie auch die aktuellen Tätigkeitsfelder zeigen  „Wir arbeiten an innovativen Entwicklungen im sportlichen Umfeld und widmen uns den Schwerpunkten „Umwelt- und Klimaschutz“ sowie „Sicherheit auf den Bergen“, erzählt Bundesgeschäftsführer Günter Abraham. „Die Naturfreundebewegung passt sich an veränderte Gegebenheiten an und geht auch innovativ voraus, wie beispielsweise mit der Lastenbelieferung alpiner Hütten durch Elektro-Drohnen.“

Moderne Hütte auf dem Traunstein.
Das Traunsteinhaus - die meist besuchte Schutzhütte der Naturfreunde Oberösterreich - wurde von Grund auf saniert. Foto: Naturfreunde Gmunden und Linz
Die Naturfreunde Österreich sind zu einer der größten Freizeit- und Naturschutzorganisationen des Landes herangewachsen:

  • 160.000 Mitglieder umfasst die Naturfreunde-Familie
  • 9500 Funktionärinnen und Mitarbeiterinnen leisten rund zwei Millionen ehrenamtliche Arbeitsstunden im Jahr.
  • 15.000 Kilometer Wanderwege stehen Naturbegeisterten offen
  • 140 Hütten und Häuser laden zur Einkehr
  • Kletterfans können in 100 Kletter- und Boulderhallen ihre Leidenschaft ausüben
  • Im Wildwasser-Kompetenzzentrum in den Wildalpen kann man aus zahlreichen Aktivitäten für jeden Anspruch wählen.
Mann sitzt in Kanu.
Für echte Abenteurer: Wildwasserkompentenzzentrum in den Wildalpen. Foto: Alfred Leitgeb

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zuletzt geändert am 10.08.2023

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