Kulinarik im Seewinkel
Im Seewinkel reicht auch die milde Herbstsonne, um noch einmal für Urlausatmosphäre zu sorgen. Inklusive dem beliebten Spiel: „Ich versteh kaum ein Wort auf der Speisekarte“. Gut, bei dem Gustostückerl von der Mangalizasau handelt es sich wohl um dieses wunderbare Fleisch, doch wollen wir wirklich auch einen B’soffenen Hansl am Tisch haben und Schlangensuppe?
Gegenüber der berühmten Basilika in Frauenkirchen steht das denkmalgeschützte Alte Brauhaus mit seinen urigen Stüberln und dem wunderbaren Arkadeninnenhof. Wo früher gerne Fuhrwerker einkehrten, wird immer noch traditionell österreichisch-burgenländische Küche geboten - auf hohem Niveau. Heute kocht die Paprikaköchin Ilona Püspök höchst persönlich für uns auf. Und zwar gleich zur Vorspeise: Schlangensuppe.
Keine Sorge: „Die Schlange“ (besser bekannt als „der Lange von Neapel“) kann zwar richtig groß werden (bis zu 30 kg schwer), aber gebissen hat sie bis heute noch niemanden. Handelt es sich doch um eine der unzähligen Kürbissorten von Klaus Rapf. Der Spätberufene, wie er sich selbst bezeichnet, hat vor gut vier Jahren seinen Schreibtisch samt Computer gegen Acker und Schaufel getauscht und ist nun begeisterter Bioobst- und Gemüsebauer. „Die Schlange von Neapel ist perfekt für eine Suppe“, weiß unsere Köchin. Denn das kräftig orange Fruchtfleisch wird beim Kochen wunderbar sämig und hat einen herrlich mild-fruchtigen Geschmack.“
Besonders gerne kocht Frau Püspök auch mit dem kräftig nussig schmeckenden Fleisch von der Mangalitzasau. Dafür braucht es zwar ein wenig Erfahrung, dann schmeckt es aber umso besser. „Was g´miatlich g`wachsen is, muss man g´miatlich zubereiten“, weiß natürlich auch Josef Göltl, der die Mangalitza- wie auch Turopoljeschweine im Bio-Freilandbetrieb hält. Seine Tiere kennen keinen Stress, was für eine unglaubliche Fleischqualität sorgt. Und das weiß man auch in der traditionsreichen Manufaktur Thum zu schätzen, wo der wundervollem Bio-Mangalitzaschinken daraus hergestellt wird. Heute wird das Fleisch allerdings gebraten: g´miatlich natürlich.
Was nun folgt, könnten manche als etwas verschwenderisch empfinden. „Aber irgendwo musste man ja hin mit dem vielen Wein“, erklärt unsere Köchin das alt-burgenländische Rezept vom „B’soffenen Hansl“.
Uhudler-Hupf (B’soffener Hansl)
6 Dotter und 18 dag Staubzucker schaumig schlagen und etwas Zitronenschale dazugeben. 6 Eiklar zu Schnee schlagen, unterheben sowie 15 dag Semmelbrösel. In einer bemehlten Guglhupfform bei 170°C ca. 40 Min. backen. 2 -3 l Uhudler mit ½ kg Zucker, Zimtstangen und Gewürznelken aufkochen und etwas ziehen lassen. Den erkalteten Guglhupf in eine hohe Schüssel geben und nach und nach mit dem warmen Wein übergießen. Gut ziehen lassen, bis er am Ende im Wein steht. Am besten 1 Tag vorher zubereiten und die Stücke mit dem Wein in tiefen Tellern anrichten.
Besonders raffiniert wird dieser, wenn man ihn mit einer weiteren Spezialität des Bundeslandes zubereitet: dem Uhudler. „Man nehme ein gut gekühltes Glas Weißwein und presse frische Wald(erd)beeren hinein“, beschreibt Walter Eckart den lang zu unrecht geächteten Traubensaft, der ihn vor gut 30 Jahren in seinen Bann zog. Ob Anbau, Keltern, Geschichte oder Gerichte, mittlerweile kann man den Bioweinbauern und Buchautor getrost als Uhudler-Spezialisten bezeichnen. Mit dem Wein von seinen liebevoll gepflegten Reben, bitten wir diesen B’soffenen Hansl gerne zu Tisch.
Gasthaus: Altes Brauhaus, Kirchenplatz 27, 7132 Frauenkirchen, Tel: +43 2172/2217, www.altesbrauhaus.at
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zuletzt geändert am 24.01.2023