Frau mit drei Kindern macht ein Selfie vor einem Plakat mit dem Motiv eines Sees.
Foto: NÖ Museum Betriebs GmbH, Daniel Hinterramskogler

Ausstellung "Zimmer frei! - Urlaub auf dem Land"

Jede Menge Nostalgie erfüllt den Ausstellungsraum im Museum Niederösterreich in St. Pölten. Alte Plakate, Postkarten, Münzautomaten und eine Wirtsstube versetzen die Besucher*innen in eine Zeit, in der man in den Ferien noch auf Sommerfrische fuhr. Eine Reise durch die Kulturgeschichte des Urlaubs.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird es für große Teile der Bevölkerung möglich, Urlaub zu machen. Das verändert den Fremdenverkehr grundlegend. Neue Kapazitäten für die Gäste müssen geschaffen werden. Ergänzend zum professionellen Hotel- und Gastgewerbe etabliert sich im ländlichen Raum die Privatzimmervermietung. Seit den 1960er-Jahren sorgt die Massenmotorisierung für einen Entwicklungsschub. Bislang vernachlässigte Gegenden blühen auf, traditionelle Destinationen verlieren an Zugkraft. Auch der Fernurlaub erhöht den Druck auf heimische Urlaubsziele.

Die Sonderausstellung beleuchtet den Urlaub mit seinen Phasen und Ritualen: Diese reichen von der Planung und dem Aufbruch über die Wahl des Transportmittels, die Ankunft und den Aufenthalt bis hin zu Erinnerungen in Form von Bildern und Souvenirs.

Vorbereiten

Zuerst muss einmal ein geeignetes Reiseziel gewählt werden. Werbeplakate und historische Prospekte belegen die Bemühungen, Gäste anzulocken. Dazu kommen Auftritte auf Weltausstellungen und die und Darstellung in Spielfilmen, etwa in der Wachau.

Aufbrechen

Bevor es dann endlich losgeht stellt sich die Frage, wie ich in meinen Urlaubsort komme. Mit der Bahn? Mit Motorrad oder Fahrrad? Oder schon mit dem eigenen Auto, begleitet von der Radiosendung „Autofahrer unterwegs“? Die Schau zeigt, wie sich der Wandel in der Mobilität in unserem Urlaubsverhalten widerspiegelt.

Ankommen

Und dann sind wir endlich da. Sitzgarnitur und Esstisch einer Gaststube laden zum Ankommen ein. Hier fließt die Perspektive der Gastgeber*innen in die Ausstellung ein. Es kommen Menschen zu Wort, die am Urlaubsort für das persönliche Wohl der Gäste sorgen. Auch kritische Aspekte in der Gastronomie werden thematisiert: Fachkräftemangel, hohe Arbeitsbelastung, saisonale Anstellung und das Wirtshaussterben stellen große Herausforderungen für Beschäftigte und Betriebe dar.

Aufenthalt

Beim Aufenthalt selbst hat sich im Laufe der Zeit wohl am meisten geändert. Noch bis in die 1960er-Jahre haben viele Gästezimmer weder Bad noch Waschbecken. Auf fließendes Warmwasser wird in Prospekten eigens hingewiesen. Den Reiz des einfachen Lebens suchen manche Familien beim „Urlaub am Bauernhof“, andere beziehen ein Zelt oder kommen mit ihrem Wohnwagen auf den Campingplatz. Eines war damals und ist auch heute noch vielen Urlaubenden wichtig: Ein freundschaftliches und bisweilen sogar familiäres Verhältnis zwischen Tourist*innen und ihren Gastgeber*innen.

Verwandeln

Diese vermeintliche „Authentizität“ der Urlaubsorte wird rasch zur Vermarktungsstrategie. Karikaturen von Gerhard Haderer und Erich Sokol sowie Ausschnitte aus der legendären „Piefke-Saga“ und einer satirischen Reportage mit dem Titel „Die Fremden kommen“ nehmen die touristische Inszenierung humorvoll aufs Korn. Auch die Schattenseiten des Tourismus hinter den „Verkleidungen“ werden thematisiert: Etwa „Overtourism“ auf der einen und leere Großhotels auf der anderen Seite, Konflikte um die Nutzung von Naturgebieten zwischen Erholungssuchenden und Grundbesitzer*innen und die Frage nach der Zukunft von Skigebieten, wenn aufgrund der Klimaerwärmung die Schneemengen nicht mehr reichen. Ist ein Trend zu klimaschonendem Nahurlaub erkennbar? Steht uns eine Wiederentdeckung der Sommerfrische bevor?

Erinnern

Am Ende geht es dann um das Aufbewahren und Ordnen der Erinnerungen an den Urlaub. Es sind Postkarten zu sehen, die aus dem Sommerurlaub geschickt wurden sowie Urlaubsfotos und erste Filme bis hin zu Motiven und Posen auf sozialen Netzwerken wie Instagram.

Die Sonderausstellung „Zimmer frei! Urlaub auf dem Land“ im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich in St. Pölten entstand in Kooperation mit Studierenden der Universität Wien und der Niederösterreich Werbung GmbH. Sie ist noch bis 2. Februar 2025 Dienstag bis Sonntag von 9:00 bis 17:00 Uhr zu sehen.

Folge lebensart-reisen auf instagram>>>

zuletzt geändert am 09.02.2024

teilen twittern Instagram