Kvarner Inseln
Oliven, Krokant und goldener Wein: Sehnsuchtsziel Adria. Auf Krk, Cres und Lošinj lassen sich mediterrane Düfte und würzige Genüsse im entschleunigten Modus erleben. Komm mit zum Inselhopping in der kroatischen Kvarner Bucht!
Während es in den Sommermonaten an den Stränden der Adria und entlang der kroatischen Promenaden nur so wuselt, ist es im Herbst und Winter recht ruhig auf den Inseln in der Kvarner Bucht. Früher war das umgekehrt. Das milde Klima und die vielen Sonnenstunden galten als gesundheitsfördernd und das Who's who der einstigen Österreichisch-Ungarischen Monarchie flüchtete vor dem Schnee in die Kvarner Bucht. Bereits 1885 kam der erste Kurgast auf die Insel Lošinj. Heute ist die Tradition des Luftkurortes fast ein bisschen in Vergessenheit geraten.
Lošinj: zwischen Pinienduft und Krokant
Im 19. Jahrhundert wurde der Hafenort Mali Lošinj zum mondänen Seefahrerstädtchen und nach wie vor säumen herrschaftliche Kapitänshäuser den Hafen. Ein paar Kilometer weiter rücken täglich die Fischer von Veli Lošinj, dem nächsten Ort, aus, um Fische aus dem Meer zu holen. Unter den Booten sind auch oft die Forscher des Plavi Svijet Instituts. Sie beobachten über 100 Delfine, die sich in der Bucht angesiedelt haben und unter besonderem Schutz stehen. Wer möchte, erfährt vor Ort mehr über die Meereslebewesen und kann sogar mit dem Team zur Delfinbeobachtung aufs Wasser fahren. Der Schutz der Tiere steht dabei immer im Vordergrund. Ein Grund, warum Lošinj als erste Insel im Mittelmeer den Gold Award als Green Destination erhalten hat. Künftig soll auch der Tourismus grüner werden. In diesem Sinne lässt sich die Insel gut zu Fuß oder per Rad erkunden.
Ausgedehnte Spaziergänge zwischen Pinien und Meer haben lange Tradition und die Luft tut den Lungen gut. Was dabei nicht fehlen darf? Krokant im Rucksack. Der Lošinjer Krokant aus Zucker und Mandeln war einst das traditionelle Dessert der Kapitäne, welches zu festlichen Anlässen den Gästen gereicht wurde. Er soll vor dem Genuss zerschlagen werden, dann bringt er Glück. Aber auch so schmilzt er zart im Mund und hinterlässt eine feine Süße. Hergestellt wird der Krokant nach einem alten Familienrezept in der Konditorei Moby Dick. Ein paar Bissen entfernt ist einer antiken Bronzestatue ein ganzes Museum gewidmet – das Abbild eines griechischen Athleten aus dem zweiten oder ersten Jahrhundert vor Christus ist ein historischer Sensationsfund. Dementsprechend trumpft das Museum mit außergewöhnlicher Architektur und Ausstellung auf. Überraschend unerwartet. Nicht nur an stürmischen Dunkle-Wolken-Tagen.
Verführerische Kräuter auf Cres
Von der Insel Lošinj lässt es sich recht einfach über die Drehbrücke auf die Insel Cres nach Osor wandern. In dem kleinen Örtchen ticken die Uhren noch etwas langsamer und die Einheimischen nehmen sich Zeit für ein Plausch bei einem Glas Wein. In den Konobas, einer Art kleinem Restaurant, wird noch über dem offenen Feuer gekocht, während draußen die Schafe quer über die Insel streifen, um salzige Gräser zu naschen. Entlang der Wanderwege duftet es nach Immortelle, Lorbeer und Salbei. Cres ist von den Inseln in der Kvarner Bucht wohl die beschaulichste und ruhigste.
Nur vormittags ist in der gleichnamigen Stadt etwas los: Dann bieten am venezianisch anmutenden Hauptplatz die Bauern und Bäuerinnen unter den Löwenfiguren und Glockentürmen ihre selbst gemachten Produkte feil: Wacholder-Olivenmarmelade, Fenchelschnaps, Austern aus der Bucht, Lavendelseifen und Salbeiöl.
Ein Naturphänomen außerhalb der Stadt ist der Süßwassersee Vrana. Die Oberfläche liegt höher als jene des Meeres, der Seeboden jedoch 70 Meter unter der Meeresoberfläche. In den dichten Wäldern und kargen Weideflächen rund um den See finden sich auch einige der letzten Niststellen der Gänsegeier.
Oliven ernten auf Krk
Im Winter fegt die Bora mit einer Geschwindigkeit von bis zu 170 Kilometern pro Stunde zwischen dem Festland und der Insel Krk – manchmal so stark, dass die Bogenbrücke gesperrt werden muss. Bäume und Pflanzen haben nur dann eine Chance, wenn sie sich stark in den Karst krallen. Doch von der kargen Landschaft bei der Anreise sollte sich niemand abschrecken lassen. Ein paar Kurven weiter zeigt sich die Natur wieder von ihrer saftig-grünen Seite. Jahrhundertealte Olivenbäume und Zypressen säumen die Wege, die zu fruchtbaren Feldern und Weingärten führen. Nur hier wachsen die Reben des Žlahtina-Weins, der im Glas golden funkelt und nach Zitronen und Apfel riecht. Erfrischend wie die Insel.
Genauso aromatisch schmecken die reifen Oliven, die sonnengewärmt per Hand von den Bäumen gesammelt und zu Olivenöl gepresst werden. Jede Familie hat hier ihre eigenen Olivenbäume – rund 120.000 gibt es auf der Insel, viele davon über 200 Jahre alt. Von der Ernte bis zum fertigen Öl dauert es meist keine 24 Stunden. Besonders gefeiert werden die Oliven in Punat und Malinska – bei den „Tagen der Oliven“ im Oktober gibt es ein buntes Fest mit Verkostungen. Abseits davon kann von Oktober bis Dezember jede*r bei der Ernte mit anpacken. Mehr als 1.000 Olivenpflücker*innen sind dann in den Hainen unterwegs. Ein großer Teil des Anbaus erfolgt biologisch und es gibt das Herkunfts- und Qualitätslabel „extra natives Olivenöl von Krk – PDO (Protected Designation of Origin)“.
Abseits der Erntezeit kann das ganze Jahr über Olivenöl verkostet werden. Ein Aha-Erlebnis für den Gaumen, denn Olivenöl ist nicht Olivenöl. Feine würzige Noten prägen den Geschmack, von angenehm-zart bis herb-bitter. Wie beim Wein gibt es auch bei den Oliven autochthone Sorten und so wachsen zum Beispiel Plominka, Debela, Drobnica oder Rošulja nur auf Krk. Durch die Kaltpressung bleiben im Öl hochwertige Inhaltsstoffe wie Vitamine und ungesättigte Fettsäuren erhalten. Das macht es so gesund. Bereits die Römer exportierten es von der Insel und auch heute wird es nicht nur international mehrfach mit Gold ausgezeichnet, nein, ohne Olivenöl geht auf der Insel nichts. Schon zum Frühstück wird ein Stückchen Weißbrot in Olivenöl getunkt. So gestärkt kann man von der Stadt Krk direkt auf mehreren Wanderrouten zu den Olivenhainen aufbrechen. Sportliche folgen dem Camino Krk über 150 Kilometer über die Insel bis zum Dorf Kornić mit der Kirche des Heiligen Jakobus.
Auf zur Schlammschlacht!
Mutige wagen inzwischen einen Sprung ins Meer, das im Spätherbst noch angenehm warm sein kann. Wellness auf ganz natürliche Weise zelebrieren Einheimische am Strand von Meline in der Bucht von Soline. Hier ist das Wasser sehr seicht. Hunderte Meter wird am Strand spaziert, bis es endlich mal tief genug zum Schwimmen ist. Deshalb gibt es hier ordentlich viel Schlamm. Und in diesem wird traditionell vom Frühjahr bis zum Beginn des Winters gebadet. Der Heilschlamm soll bei verschiedenen Beschwerden helfen, zum Beispiel bei Schmerzen in den Knochen. Das Suhlen im Heilschlamm kostet nichts und ist ein lustiges Erlebnis für Groß und Klein. Tipp: Danach die Haut mit Olivenöl eincremen und mit Blick auf das Meer entspannen.
Anita Arneitz
Anreise
Von Salzburg rund 400 Kilometer, von Wien 460 Kilometer nach Rijeka (Zugverbindung). Direkt auf die Inseln fahren auch Busse von Zagreb und Rijeka, Fähren und Katamarane.
TIPP: Mit der Mobilitäts-App wegfinder findest du alle Angebote für deine An- und Rückreise und kannst diese auch gleich buchen. Neben Zügen und Bussen zeigt dir die App auch das vorhandene Leih-Angebot an Autos, Fahrrädern und E-Scootern sowie regionale Taxiunternehmen für die Fahrt vom Bahnhof / von der Bushaltestelle zum gebuchten Quartier.
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zuletzt geändert am 25.09.2025