Österreich auf den Teller
Ohne die Landwirtschaft wäre der Tourismus in Österreich nicht denkbar. Der neue Report des Vereins Land schafft Leben zum Thema „Landwirtschaft, Lebensraum & Tourismus“ zeigt ein düsteres Szenario für die Zukunft des Tourismus, wenn wir die heimische Landwirtschaft nicht stärken.
„Die Landschaft in Österreich ist eine menschengemachte Kulturlandschaft“, erklärt Hannes Royer, Biobauer und Gründer des Vereins Land schafft Leben. „Sie ist das das Ergebnis bäuerlicher Bewirtschaftung. Zum Beispiel die Almen. Diese hoch in den Bergen gelegenen Weideflächen wurden von Bäuerinnen und Bauern vor Jahrhunderten durch Waldrodung und Viehwirtschaft geschaffen."
In diesen ländlichen Gebieten liegt auch die Wiege des Tourismus. Seit dem 18. Jahrhundert zieht es die Menschen hinaus aus den Städten in die Natur. Almhütten wurden nicht zuletzt auch deshalb errichtet, damit die Alpinist*innen vor der Besteigung des Berges übernachten konnten. Der Alpenverein hat von Beginn an die Vernetzung mit den Bäuerinnen und Bauern gesucht.
Die Kulturlandschaft ist auch gut für die Gesundheit. „Solche kleinteiligen Landschaften ziehen uns Menschen an. Wenn wir uns hier aufhalten, baut das Stress ab und kann sogar Depressionen vorbeugen“, sagt Maria Fanninger, Co-Gründerin von Land schafft Leben.
Und nicht zuletzt ist der Tourismus ein ganz wesentlicher Wirtschaftsfaktor für Österreich. „Die Landschaft und die Natur sind auch der wichtigste Grund, warum die Gäste nach Österreich kommen, dabei jährlich 37 Milliarden Euro ausgeben und damit sechs Prozent zum BIP beitragen“, so Royer.
Dramatischer Rückgang der Almen
In Österreich gibt es rund 8.000 Almen. Diese machen rund elf Prozent des Staatsgebietes aus. Sie werden nicht maschinell, sondern über Weidetiere bewirtschaftet. Das ist zeit- und arbeitsaufwändig. Die hier erzeugten Lebensmittel sind am Markt kaum konkurrenzfähig. Daher wurden in den vergangenen Jahrzehnten zigtausende Hektar Almweiden aufgegeben. Wo sich die Landwirtschaft zurückzieht, breitet sich Wald aus. Die Landschaft schließt sich, wird dadurch monotoner und für den Tourismus langfristig unbrauchbar.
„Dabei stehen die Almen sinnbildlich für die österreichische Landwirtschaft als Ganzes. Ihr Erhalt muss zu einer gesamtgesellschaftlichen Kraftanstrengung werden“, fordert Maria Fanninger. „Der wichtigste Hebel dabei ist, dass österreichische Produkte auf den Teller kommen. Nur wenn regionale Lebensmittel in der Breite der Gastronomie Vorrang erhalten, kann die heimische Landwirtschaft bestehen, unsere Kulturlandschaften pflegen und dadurch langfristig auch die Basis des Tourismus erhalten. Dieser Zusammenhang muss allen klar sein.“
Billigware flutet den Markt
Ist er allerdings nicht. „Preiseinstiegsprodukte, also die günstigsten Lebensmittel der jeweiligen Produktgruppe, kommen immer günstiger aus aller Welt. Da sind wir im Großhandel mit einer neuen untersten Ebene und sehr minderwertiger Qualität konfrontiert," so Royer. „Viele Wirte kaufen und verarbeiten das, was wir zuhause niemals essen würden. Der Tourismus wirbt zwar mit österreichischer Kulinarik, aber am Teller liegt nicht Österreich. Wenn du im Wirtshaus einen steirischen Backhendelsalat ist, kommt das Hendl zu 90 Prozent nicht aus Österreich und schon gar nicht aus der Steiermark.“ Der Verein Land schafft Leben fordert daher eine gesetzliche Herkunftskennzeichnung der in der Gastronomie eingesetzten Lebensmittel.
„Natürlich gibt es auch Hotels und Wirte, die auf Qualität aus Österreich setzen und die Herkunft freiwillig auszeichnen, vor allem in der Spitzengastronomie", so Royer. „Da sind wir allerdings bei vielleicht einem Prozent der Abnahme. Wir müssen die Qualiät in die Breite bringen, sonst laufen wir Gefahr, die kleinstrukturierte Landwirtschaft zu verlieren."
In der Streichung der Fördermittel für die ländliche Entwicklung sieht Royer einen Todesstoß für die Bergbauern. „Damit verlieren wir auch unseren Erholungsraum. Wir müssen dringend ein Bewusstsein dafür schaffen, wie sehr der Tourismus die Landwirtschaft und die Landwirtschaft den Tourismus braucht. Wir müssen auf Qualität setzen und Österreich als echte Kulinarik-Destination mit regionalen Lebensmitteln etablieren. Wir werden nur gemeinsam bestehen – oder gemeinsam fallen.“
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zuletzt geändert am 15.09.2025