Bergsee mit schneebedecktem Bergmassiv im Hintergrund
Foto: Comune di Ceresole

Das große Paradies zwischen Aostatal und Piemont

Auf italienisch heißt der Nationalpark „Gran Paradiso“, auf französisch „Grand-Paradis“. Im Hochgebirge der Westalpen trifft hier liebliche Natur auf wilde Berglandschaften und eisige Gletscher.

Die Gründung des Gran Paradiso geht auf das Jahr 1922 zurück. Er ist damit der älteste Nationalpark in Italien. Er ist rund 70.000 Hektar groß und liegt je zur Hälfte im Piemont und im Aostatal. Bereits ab 1856 war das Gebiet ein königliches Jagdrevier zum Schutz des Alpensteinbocks gegen die Wilderei. Hier hat die letzte Population der ansonsten im gesamten Alpenbogen ausgerotteten Art überlebt.

Steinbock liegt auf einer Lichtung unter einem Baum.
Im Land der Steinböcke. Foto: S.Brigidini

Das Gebiet zeichnet sich durch eine landschaftliche Vielfalt mit unterschiedlichen Höhenlagen aus. Laubwälder in den Tälern und in tieferen Lagen werden an den Hängen zunehmend von Nadelwäldern abgelöst. Über der Baumgrenze dominieren die schroffen Felsen, bis die Alpengletscher auf 4061 Metern über dem Meeresspiegel ihren Höhepunkt erreichen – den Gran Paradiso. Er gilt als einer der am leichtesten ersteigbaren Viertausender der Alpen. Am besten ist er von Norden aus dem Aostatal zugänglich. Der Lohn für die Mühen des Aufstiegs ist überwältigend: Das Gipfelpanorama reicht von den Savoyer Alpen mit dem Mont Blanc bis zu den Walliser Alpen mit Grand Combin, Matterhorn und Monte Rosa.

Bergsteigergruppe am Gipfel des Gran Paradiso
Am Gipfel des über 4.000 Meter hohen Gran Paradiso. Foto: R. Borney

Unterwegs im Land der Steinböcke

Zurück in niedrigere Gefilde. Durch den Nationalpark führen zahlreiche Wanderwege und es ist kaum möglich, den hier lebenden Tieren nicht zu begegnen. Allen voran natürlich dem Steinbock, der heute als Symbol für den Park steht. Er ist einigermaßen zutraulich und man sieht ihn häufig beim Weiden. Die scheueren Gämsen sind da schon etwas schwieriger zu beobachten. Mit etwas Glück entdeckt man Steinadler oder Schneehühner. Und mitten im Paradies tummeln sich natürlich die Murmeltiere, die ihre Tunnel für den Winterschlaf graben. Neben der Tierwelt ist auch die wunderbare Landschaft sehenswert: Flüsse, Bäche und Seen und mehrere Pflanzenarten, die ausschließlich hier wachsen.

Durch den Nationalpark führt eine Straße über den Nivolet-Pass. Mit der Initiative „Zu Fuß auf den Wolken“ (A piedi tra le nuvole) fördert der Park sanfte Mobilität. Im Sommer wird der private Verkehr eingeschränkt, an den Sonntagen zwischen Mitte Juli und Ende August sind die letzten sechs Kilometer vor der Passhöhe für private Kraftfahrzeuge generell gesperrt. Besucher*innen werden ermutigt, sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad fortzubewegen oder den Shuttle-Bus zu nehmen. Ohne Luft- und Lärmbelästigung ist das Nivolet-Plateau auf 2500 Metern Seehöhe ein wahres Paradies, in dem es eine Vielzahl von Gerüchen und Farben zu erkunden gibt.

Blauer Bus auf der Passhöhe neben einem Gebirgssee.
Shuttlebus auf den Nivolet-Pass. Foto: Comune di Ceresole

Sanft mobil

Im Norden des Nationalparks Gran Paradiso im Aostatal liegt Cogne, südlich im Piemont Ceresole Reale. Beide Gemeinden sind Teil des alpenweiten Netzwerks Alpine Pearls, dessen Fokus auf nachhaltigem Tourismus und sanfter Mobilität liegt. Beide Regionen bieten einzigartige und klimafreundliche Tourismusangebote in Verbindung mit umweltfreundlicher Mobilität an.

Cogne ist eine der größten Gemeinden des Aostatals und so etwas wie die Hauptstadt des Nationalparks. Beeindruckend inmitten der Gebirgslandschaft sind die Ausmaße der Wiese von Sant’Orso, die im Sommer in sanften grünen Wellen hin und herwiegt und im Winter von einer makellos weißen und reinen Schneedecke bedeckt ist. Cogne eignet sich daher im Winter auch ganz besonders zum Langlaufen. Die Loipen schlängeln sich auf einer Strecke von über 70 Kilometern, einige Teilstrecken sind sogar beleuchtet. Zum romantischen Wintermärchen passt natürlich auch eine Fahrt mit dem Pferdeschlitten.

Wiese und weißer Berg im Hintergrund
Die endlose Wiese von Sant'Orso und dahinter der Gran Paradiso. Foto: P.Rey

Ceresole Reale ist ein kleiner Ort mit rund 150 Einwohner*innen. Er liegt im Zentrum eines Beckens, das von majestätischen Bergipfeln umgeben ist, die sich im kristallklaren Wasser des Sees spiegeln. Hier ist der perfekte Ausgangspunkt von der südlichen Seite in den Nationalpark, von hier aus starten auch die Shuttlebusse zum Nivolet-Plateau. Eine besondere Attraktion ist der Ort für Kletterfans, handelt es sich doch um einen der bekanntesten Orte für Granitklettern in Europa. Windsurfen, Segeln, Kajak- und Kanufahren sind im See angesagt, alles, was keinen Motor braucht.

Blick vom Berg auf Ceresole Reale und den See.
Blick auf Ceresole Reale und den See. Foto: Luca Fassio

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zuletzt geändert am 31.08.2021

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