Frau in weißem Gewand auf einer Schaulkel, die an einem baum befestigt ist. Im Hintergrund ein blühendes Lavendelfeld.
Foto: VisitKras, Jost Gantar

Der slowenische Karst - steinreich, farbenfroh und mediterran

Im Südwesten Sloweniens liegt der Karst mit seinem weltberühmten Natur- und Kulturerbe. Die Nähe zum Meer hoch über dem Golf von Triest beschert der Region ein angenehmes, mediterranes Klima.

Charakteristisch für den slowenischen Karst sind lange Trockenmauern, die rund um die Dörfer angelegt sind. Seit 2018 gehören diese zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Ein Gesamtkunstwerk aus Steinen ist das mittelalterliche Dorf Štanjel. Als eine der ältesten Siedlungen im Karst hat es seinen ursprünglichen Charme bewahrt und besticht mit der innovativen Architektur von Max Fabiani. Sein berühmtestes Vermächtnis ist der Ferrari-Garten, der zur Villa Fabiani gehört. Der in Terrassen angelegte Park ist ein beliebter Ort für Hochzeiten und feierliche Veranstaltungen.

Wer mehr über die alte Tradition der Steinverarbeitung und die Karstarchitektur erfahren möchte, sollte sich für das „lebendige Museum des Karstes“ Zeit nehmen. Ein Themenweg, der die verschiedenen Karstphänomene zum Inhalt hat, führt auch bei der Schauhöhle Vilenica vorbei. Diese gilt als eine der ältesten touristischen Höhlen Europas.

Im Inneren der Höhle, unten der Fluss, an der linken wand ein beleuchteter Steg.
Die Höhlen von Škocjan sind eine der größten unterirdischen Schluchten der Welt. Foto: VisitKras, Borut Lozej

UNESCO-Welterbe unter der Erde

Apropos Höhlen: In der Nähe des Ortsteils Škocjan hat der Fluss Reka im Laufe der Zeit ein beeindruckendes Landschaftsbild geformt. Zuerst fließt das Wasser oberirdisch durch eine tiefe Schlucht, dann verschwindet der unter einer Felswand. Dahinter hat er ein atemberaubendes Höhlensystem geschaffen. Die Höhlen von Škocjan sind eine der größten unterirdischen Schluchten der Welt und gehören zum UNESCO-Welterbe. Neu für Besucher*innen erschlossen ist der Pfad im Hanke-Kanal. Dabei geht es entlang eines mehr als 120 Jahre alten Weges durch einen schmalen Wasserkanal mit spektakulären Ausblicken. Ein historisches Erlebnis mit durchaus ein wenig Nervenkitzel.

Naturerlebnisse zwischen Lavendelfeldern

Wer die Landschaft entspannt erkunden möchte ist am besten zu Fuß, mit dem Rad oder im Pferdesattel unterwegs. Ein echtes Highlight sind die die blühenden Lavendelfelder. Heute leben mehr als 300 Schmetterlingsarten im Karst – nur eines von vielen Beispielen, wie der Karst seine außergewöhnliche Artenvielfalt bewahrt.

Schmetterling auf blauer Distelblüte
Mehr als 300 Schmetterlingsarten leben im Karst. Foto: VisitKras, Borut Lozej

Im botanischen Garten Sežana können jahrhundertealte Zedern, Buchsbaum-Kreise, blühende Pergola und Palmenbestaunt werden. Der Garten ist in Anlehnung an Schloss Schönbrunn gestaltet worden und ein Schmuckstück der Gartenarchitektur. Die Anfänge gehen auf das Jahr 1848 zurück. Damals pflanzte die Triestiner Familie Scaramadé neben ihrer Villa Pflanzen aus verschiedenen Teilen der Welt. Heute umfasst die Sammlung an die 170 Pflanzenarten und etwa 700 Pflanzen.

Die Wiege der Lipizzaner

Und gleich noch eine Verbindung nach Wien: Im Ortsteil Lipica in der Gemeinde Sežana befindet sich das Gestüt Lipica. Es gilt als das älteste europäische Gestüt, welches kontinuierlich die gleiche Rasse von Pferden züchtet. Die Lipizzaner verkörpern den Stolz und die Tradition des slowenischen Karstes. Anmutig und stark. Die Schönheit und das Können der weißen Pferde lässt sich am besten bei einer der Vorführungen der Reitschule erleben. Darüber hinaus gibt es auch geführte Touren und viele weitere Erlebnisse. Pferdeliebhaber*innen sollten mindestens einen ganzen Tag oder auch einen längeren Aufenthalt einplanen.

Mädchen mit Lipizzanerpferd
Die Lipizzaner sind hier zuhause. Foto: VisitKras, Jost Gantar

Friedensdenkmal Cerje

Im Kontrast zu den malerischen Gartenanlagen und den graziösen Pferden steht der Blick zurück auf eine sehr grausame Zeit unserer Geschichte. Wer in der Region unterwegs ist wird immer wieder an die Zeit des ersten Weltkrieges erinnert. Vor etwas mehr als hundert Jahren war der slowenische Karst durch die Isonzoschlachten geprägt. In Cerje erinnert ein steinerner Aussichtsturm an diese Zeiten und gilt heute als imposantes Friedensdenkmal. Auf sieben Stockwerken wird hier auch eine umfangreiche Ausstellung über Geschichte und Kunst gezeigt. Ganz oben wartet ein fantastischer Ausblick, an sonnigen Tagen sieht man von hier bis zum Meer. Der Aussichtsturm Cerje ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen in die malerischen Karstmoore. Hier führt auch der „Weg des Friedens“ durch, der den Pfaden aus dem Ersten Weltkrieg folgt.

Steinernen Turm mit Sonnenuntergang
Das Friedensdenkmal Cerje erinnert an die Zeit des ersten Weltkrieges. Foto: VisitKras

Bodenständige Karstküche

Heute können wir hier zum Glück die Freuden des Lebens genießen. Und wer den Karst besucht, wird vor allem mit kulinarischen Genüssen verwöhnt. Ganz oben auf der Speisekarte steht der berühmte Karst-Schinken und andere feine getrocknete Fleischspezialitäten. Diese passen nämlich hervorragend zu einem Glas Teran, ein typischer Wein der Gegend. Die Weinstraße verbindet über 170 Anbieter. Auch hier spielen der Rotwein Teran und der Schinken die Hauptrolle. Viele der erzeugten Produkte sind inzwischen herkunftsgeschützt. Immer wieder wird entlang der Weinstraße an Feiertagen oder bei Veranstaltungen gemeinsam gefeiert. Den ganzen Sommer über gibt es Verkostungen und Führungen in den Weinkellern.

Weinhauer zieht Rotwein aus dem Fass.
Der Rotwein Teran ist typisch für die Region. Foto: VisitKras, Jost Gantar

Mitten in den Hügeln des slowenischen Karstes wird ein Landstrich im Frühling von einem duftenden Blütenteppich überzogen. Die klimatischen Bedingungen in Brkini sind ideal für den Anbau von Äpfeln und Zwetschken. Und von den Zwetschgen ist es nicht mehr weit zum Edelbrand namens „Slivovec“, hergestellt nach traditionellen Rezepten Auf vielen Höfen können die Besucher*innen neben dem Hochprozentigen auch Apfelsaft, Strudel und Zwetschkenknödel genießen.

Neben der bodenständigen Karstküche wird auch auf hohem Niveau gekocht: Zwei Köche sind von Michelin ausgezeichnet (Etna-Chef Igor Peresson und Ruj-Chef Peter Patajac), Mahorčič-Chef Ksenija Krajšek Mahorčič bekam den Michelin Sustainability Award und zwei Restaurants (Restaurant Mahorčič und Špacapanova hiša) gehören zu den Jeunes Restaurateurs d'Europe.

Gedeckter Tisch mit allerlei Speisen
Bodenständige Kost trifft auf Gourmerküche. Foto: VisitKras, Jaka Koren

Veranstaltungen verbinden Tradition und Küche

Das ganze Jahr über gibt es im slowenischen Karst Festivals und Events. Im Frühling wird die Saison mit dem „Wild Tastes of the Karst“-Festival gestartet. Im Mai wird im Gestüt Lipica Geburtstag gefeiert. Beim „Karst Gmajna“-Festival im Frühling und Herbst gibt es Einblicke in das Natur- und Kulturerbe mit Touren, Wanderungen und Workshops. Das „Gledanica“-Festival verbindet die Festungen vom Karst bis in die Kvarner-Region. Alles dreht sich dabei rund um die bedeutende Eisenzeit. Im August wird das „Teran and Proscuitto“-Festivals gefeiert, gefolgt von einem kulinarischen Fest im September rund um die Früchte von Brikini. Im November wird der Martinstag mit vielen Veranstaltungen zelebriert. Im Dezember wird der Karst mit Lichtern herausgeputzt. Diese sind häufig in Form eines Kreises und symbolisieren als Rad das Leben. Traditionell werden in der Weihnachtszeit auch Krippen in Štanjel aufgestellt.

Boutique-Hotels, Ferienhöfe und Gasthöfe

Den üblichen Massentourismus gibt es im Karst nicht. Stattdessen heißen die Einheimischen Gäste in kleinen Boutique-Hotels, auf touristischen Bauernhöfen, in liebevoll gestalteten Ferienwohnungen und Zimmern willkommen. Der slowenische Karst engagiert sich im nachhaltigen Tourismus. Das Biohotel St. Daniel ist eine der zertifizierten „grünen“ Unterkünfte.

Anreise

Mit dem Zug nach Ljubljana und dann weiter mit dem Zug nach Sežana.

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zuletzt geändert am 31.01.2024

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