Schroffe Meeresküste
Foto: Tourismireland

Irlands Südwesten - zwei Finger im Meer

Eire, wie Irland in der Landessprache heißt, ist überall schön. Etwas ursprünglicher, landschaftlich spektakulärer, irgendwie „irischer“ ist der Westen der Insel. Besonders beeindruckend: die in den Atlantik hinausragenden Halbinseln Iveragh und Dingle.

Halbinsel Iveragh

Ein wunderschöner „Finger“ ins Meer hinaus ist die Halbinsel Iveragh mit der berühmten und dementsprechend auch vielbesuchten Panoramastraße Ring of Kerry. Ausgangspunkt der knapp 180 Kilometer langen Route ist das lebendige Killarney mit Hotels, „singing“ Pubs mit irischen Liedern und guten Restaurants. Der benachbarte Killarney Nationalpark beherbergt in seiner grandiosen Landschaft mit mehreren Seen einige Herrenhäuser und Klosterruinen.

Auf dem Weg rund um die Halbinsel erwarten die Besucher*innen grandiose Ausblicke auf das Meer und vorgelagerte Inseln, wie etwa die berühmten Skellig Islands. Wunderschöne Küstenabschnitte mit schier endlosen Sandstränden erfreuen das Auge. Auf wenigen Kilometern erleben wir alles, was den Ring of Kerry so außergewöhnlich macht: dramatische Landschaften, Grün in allen Schattierungen, windumtoste Pässe, herrliche Ausblicke auf den Atlantik – manchmal stürmisch, manchmal sanft und romantisch, aber immer schön.

Schroffe Küste, dazwischen Sandbuchten.
Dingle Coast. Foto: Elisabeth Kneissl-Neumayer

Darüber hinaus gibt es auch einiges Überraschendes zu sehen wie die Statue eines Ziegenbocks in der Kleinstadt Killorglin. Ihm zu Ehren findet jedes Jahr ein Volksfest (Pucks Fair) statt, wobei der Ziegenbock zum König gekrönt wird. Im bunten Marktort Caherciveen trifft man auf zwei Steinforts mit bis zu fünf Meter dicken Mauern. Im bunten Waterville ist man plötzlich auf den Spuren von Charlie Chaplin unterwegs, der dort immer wieder seinen Urlaub verbrachte. Ein „Muss“ ist auch der Ort Sneem mit bunten Gebäuden, vielen Lokalen mit landestypischen Gerichten (Fisch und Meeresfrüchte, Lammspezialitäten wie das Irish Stew), Geschäften von Musik bis zu Produkten aus Schafwolle.

Halbinsel Dingle

In den Norden hinauf führt der Weg auf die Halbinsel Dingle. Lange war sie ein Geheimtipp, inzwischen ein zu Recht ziemlich bekannter und besuchenswerter Flecken Irlands: atemberaubende Küstenabschnitte, nette Orte und Städtchen, originale und originelle Menschen, eine hohe Pubkultur, nette Restaurants und jede Menge Geschichte und Kultur.

Teilweise kommt man sich in einer sprachlich sehr fremden Welt vor. Gewiss wird in der Zwischenzeit überall Englisch verstanden, aber ebenso präsent ist die alte keltisch-irische Sprache: das Gälische. Wenn man „An Daingean“ liest ist das Dingle, „Céad Míle Fáilte“ ist ein herzlicher Willkommensgruß.

Die Rundfahrt startet und endet im überbunten Städtchen Dingle. Von hier folgt der spektakuläre Slea Head Drive der oft sturmumtosten Küste, die mit blütenreicher Natur - je nach Jahreszeit von Ginster bis Fuchsien im Übermaß - und Tausende Jahre alter Geschichte aufwartet. Wie etwa das an der steilen Küste erbaute eisenzeitliche Dunbeg-Fort mit massiven Mauern von etwa drei Metern Höhe oder eine Gruppe von Bienenkorbhütten -kunstvoll in Trockenbauweise errichtete runde Steinhäuser.

Besonders beeindruckend ist das Gallarus Oratorium, ein steinernes Bethaus aus dem 7. - 8. Jahrhundert. Wenn es ein Monument von größter Perfektion in Stein gibt, dann dieses: die exakt bearbeiteten Steine wurden zu einem Gotteshaus in Form eines umgedrehten Boots gefügt, kein Mörtel wurde verwendet und niemals drang Wasser in dieses Wunderwerk.

Ein etwa 5 m hohes Gebäude aus Steinen in Fürm einer Kuppel.
Das Gallarus Oratorium. Foto: Kneissl

Ein paar Kilometer weiter liegt inmitten eines Friedhofs die Ruine der Klosteranlage von Reask. An den Kanten der Ogham-Steine sind kurze Texte in altirischer Runenschrift angebracht. Erwandern oder von unten bewundern kann man auch den Mount Brendan, der an den gleichnamigen Heiligen erinnert. Er war waghalsig im Atlantik unterwegs war – kam bis Island, vielleicht sogar bis Amerika und verfasste darüber einen faszinierenden Abenteuer- und Reiseroman.

Zurück in der Kleinstadt Dingle fällt auf, dass manche der Pubs hier ein zweites Standbein haben. Traditionell wurde gerne eine Schusterwerkstatt mit einem Pub im selben Raum kombiniert, heute finden wir auch Elektrogeschäfte oder Fahrradgeschäfte mit Ausschank. Vielleicht gehen wir einmal auf ein Guinness in „Dick Mack's“ - es ist auch leicht zu finden, denn eine Inschrift außen erklärt sehr hilfreich: „Where is Dick Mack’s? Opposite the church!“ Wer noch immer Orientierungsprobleme hat, liest weiter: „Where is the church? Opposite Dick Mack’s!“ Also: Céad Míle Fáilte (willkommen) und Slainte (Prost)!

Autor: Mag. Leo Neumayer

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zuletzt geändert am 10.04.2022

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