Lagune von Marano zwischen Lignano Sabbiadoro und Grado
Die Lagune von Marano zwischen Lignano Sabbiadoro und Grado. Foto: Promoturismo FVG Art&Grafica

Nachhaltigkeit unter vollen Segeln

Die Marinas in Norditalien engagieren sich für den Umweltschutz und bieten den Segelfreunden Bootsliegeplätze mit ökologischem Mehrwert.

Fragt man Segler, was der schönste Moment beim Segeln ist, werden die meisten antworten „Der Moment, wenn ich den Motor ausmache und das Schiff Fahrt aufnimmt.“ Betrachtet man eine Yacht genauer, so stellt sich allerdings schnell die Frage, ob ein Segelboot mit seinen GfK-Rumpf, dem Diesel, das es für Hafenmanöver oder für Flauten verbraucht, dem Antifouling genannten Unterwasseranstrich gegen das Anhaften von Algen und Muscheln wirklich ein so umweltfreundliches Fortbewegungsmittel ist. Sehnsucht – das ist eben ein weißes Segel am Horizont.

Viel ist in den letzten Jahren unternommen worden, um diesen Sehnsuchtstraum ökologieverträglicher zu machen. Seit 2008 sind zinnorganische Verbindungen im Unterwasseranstrich international verboten. Sie sind hochgiftig, halten sich lange in der Umwelt und können Wasserlebewesen hormonell beeinträchtigen. Für manchen vielleicht erstaunlich, ist es gerade Italien, das sich um die Umweltverträglichkeit von Wassersport und Tourismus in den letzten Jahren intensiv Gedanken gemacht hat. Ein besonders gutes Beispiel ist Friaul-Julisch Venetien, die kleine Region die der Rundung der Nordadria zwischen Lignano Sabbiadoro und Triest ihren Namen gibt.

Segekschiffe im Porto San Vito.c-susanne-guidera-dsc_3346-klein
Porto San Vito. Foto: Susanne Guidera

Wer hier sein Schiff liegen hat, erlebt eine landschaftliche Vielfalt, wie es sie in Italien nur selten gibt. Ein Teil der Küste – genauer gesagt die Region zwischen Grado und Lignano Sabbiadoro besteht aus einer rund 120 Quadratkilometer großen Lagune mit unzähligen Inseln, Sandbänken, Trockenstellen und winzigen Eilanden. Ein Eldorado für Vögel, ein Gebiet, das besonderen Schutz benötigt. Nicht umsonst sind die Regeln strikt, möchte man an seinem Boot arbeiten, schleifen oder eben den Unterwasseranstrich selbst anbringen.

Umweltfreundliche Landpartie

Marina Uno: die Fahrradfähre über den Tagliamento
Marina Uno: die Fahrradfähre über den Tagliamento. Foto: FVG Marinas Network

Doch es wird mehr getan: Leih- und Elektrofahrräder stehen in den meisten Marinas der Region bereit, etwa für einen Ausflug auf dem Radweg von Grado ins Naturschutzgebiet der Valle Cavanata. Oder auf einem der anderen Hunderte Kilometer umfassenden Radwege entlang der Küste, den sanften Hügeln des Collio oder bis in die Berge. Über den Fluss Tagliamento, der die Grenze in die benachbarte Region Venetien markiert, wurde ein Fährservice für Radfahrer eingerichtet, der die Strände von Bibbione über die Marina Uno mit Lignano Sabbiadoro verbindet. Kein Grund also, ins Auto zu steigen, wenn man ein paar Tage im Hafen verbringt und einfach mit der Familie einen Ausflug unternehmen möchte.

Ausgezeichnete Marinas

Doch zurück zu den Marinas: 20 Marinas haben sich in Friaul-Julisch Venetien zusammengetan, um diese herausragende Landschaft zwischen Wasser und Meer und ihre rund 7000 Bootsliegeplätze einem internationalen Publikum näher zu bringen. Umweltschutz und Nachhaltigkeit werden dabei groß geschrieben. Und das zahlt sich aus: Nirgendwo sonst in Italien ist die Dichte an Blauen Flaggen der Stiftung für Umwelterziehung FEE (Foundation for Environmental Education) größer als in Friaul-Julisch Venetien, viele Marinas wurden bereits für ihr Engagement in Umweltschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet.

Die Kriterien sind streng: Nur wer auf Nachhaltigkeit setzt, wird ausgezeichnet. Und das beginnt bereits mit der Schulung des Umweltbewusstseins bei den Kindern. Jährlich findet so in Marina Uno ein Ausflug mit dem Boot für die Kinder der umliegenden Schulen statt, um ihnen die Schönheit und die Schutzbedürftigkeit von Fluss, Küste und Lagune zu vermitteln.

Viele Segelmasten in der Marina Sant’Andrea in San Giorgio di Nogaro.
Marina Sant’Andrea in San Giorgio di Nogaro. Foto: FVG Marinas Network di F. Parenzan.

In der Marina Sant’Andrea nur wenige Kilometer weiter in San Giorgio di Nogaro kommt der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen. Sie ist damit die erste Marina Italiens, die auf dieses Konzept setzt. Ladestationen für Elektroautos gibt es nicht nur hier, sondern auch in zahlreichen anderen Marinas des Netzwerks FVG Marinas Network.

Besonderes Engagement zeigt die Marina Punta Gabbiani in Lignano Sabbiadoro. Während in vielen Ländern einfach über die Bordtoilette entsorgt wird, was an Schmutzwasser und Fäkalien so anfällt, hat die Marina an jedem Bootsliegeplatz Absaugstationen für Brauchwasser montiert. Nichts gelangt ungeklärt in die Umwelt. Dieser Service ist im Preis des Liegeplatzes inbegriffen, ebenso der mit Geothermie beheizte Pool der Anlage.

Die Marina Punta Faro wiederum besitzt neben elektrischen Golfcarts, die die Kunden in der großen Marina mit ihren allein 1200 Plätzen samt ihrem Gepäck zum Schiff bringen, auch behindertengerechte Einrichtungen und fördert derzeit das Projekt WOW „Wheel on Waves“, das behinderten Kindern das Segeln auf einem speziell ausgerüsteten Katamaran ermöglicht. Auch in der Marina Uno wird alles, was transportiert werden muss, mit Elektrocarts befördert.

Marina Primero in Grado.
Marina Primero in Grado. Foto: FVG Marinas Network, Lukas Pelech Atelier

Mikroplastik, die Pest der Meere, ist eines der größten aktuellen Umweltprobleme mit verheerenden Folgen. Der kleine Fischerort Marano Lagunare im Zentrum der Lagune hat es sich zur Aufgabe gemacht, das weltweite Problem der Plastikflaschen zumindest im Ortsgebiet in den Griff zu bekommen. So gibt es eine öffentliche Wasserabfüllstation, wo man für wenige Cent seine mitgebrachten Wasserflaschen nachfüllen kann – mit und ohne Sprudel.

Autorin: Susanne Guidera

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zuletzt geändert am 11.07.2018

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