Lüneburger Heidschnucken: Eine Herde gehörnter Schafe mit schwarzen Köpfen blickt in die Kamera, im Hintergrund steht der Schäfer.
Die Lüneburger Heidschnucken, Foto: Markus Tiemann

Lüneburger Heide

Ein lila Teppich im grünen Paradies

Als lila-violetter Teppich mit grünen Flecken und schwarz-grau-weißen Einsprengseln — so präsentiert sich die Lüneburger Heide von Sommer bis Herbst. Lila leuchtet das Heidekraut, dunkelgrün glänzt der Wacholder. Davon naschen graue Heidschnucken (eine alte Landschafrasse), ihre schwarzen Lämmer und weiße Ziegen. Darüber schwirren Honigbienen, saugen Nektar aus den dichten Blüten-Trauben — ein perfektes Ökosystem, das voneinander abhängig ist. Und auch der Mensch spielt dabei eine wichtige Rolle: Schäfer*innen ziehen mit ihren Herden und Hunden durch die Jahrhunderte alte Kulturlandschaft, sorgen dafür, dass der in Europa seltene Savannen-Charakter der größten zusammenhängenden Heide Mitteleuropas seit dem Mittelalter erhalten bleibt, als Lebensraum für seltene Vögel wie Birkhühner, Heidelerchen, Ziegenmelker.

Besenheide, Calluna vulgaris, heißt der Zwergstrauch, der die trockenen Gegenden in der Landschaft im Nordosten Niedersachsens prägt. Er könnte bis zu einem Meter hoch werden. Könnte – denn die Heidschnucken halten das Heidekraut kurz. „Sie bleiben nicht stehen beim Fressen und zupfen nur die besten Triebe ab“, erzählt Schäfer Carl Kuhlmann. „Schnökern“, sagen die Norddeutschen zu diesem „Da-und-dort-Naschen“, daher kommt der Name „Heidschnucken“ für die silbergrauen Schafe mit schwarzem Brustlatz und gebogenen Hörnern. Schäfer Carl Kuhlmann wandert tagtäglich mit seiner rund 400-köpfigen Herde und schwarzen Hündin Yula etwa zehn Kilometer durch den Naturpark Südheide. „Dabei werden natürlich Schäferstündchen eingelegt“, schmunzelt Kuhlmann. „Die Tiere brauchen eine Pause zum Wiederkäuen, Yula und ich rasten mit ihnen.“ Einige Ziegen ziehen mit jeder Schafherde mit. „Sie verbeißen auch größere Gehölze wie Birken und Kiefern und unterstützen so die Heidschnucken als Landschaftspfleger“, so Kuhlmann, der nur mit weiblichen Tieren unterwegs ist. Die Schafböcke führen das ganze Jahr über ein entspanntes Leben in der „Männer-Partie“ auf dem alten Hof der Kuhlmanns in Niederohe. Außer im Herbst: Da dürfen sie mit der Herde mitlaufen und für Nachwuchs sorgen. Im Frühjahr können Heidebesucher*innen dann die kleinen schwarzlockigen Jungschafe zwischen den Mutterschafen entdecken, zum Beispiel entlang des Heidschnuckenwegs.

Insgesamt ziehen 9.000 Heidschnucken in 13 Herden durch die zaunlosen Heideflächen, an 365 Tagen im Jahr, meist zur selben Zeit. Im Spätsommer, zur Heideblüte, zerreißen sie mit ihren Beinen die Spinnweben rund ums Heidekraut. So können die Bienen ohne Hindernis die unzähligen lila Glockenblüten anfliegen und Nektar saugen. Die Insekten bestäuben die Pflanzen und sorgen für das Weiterwachsen der Schnucken-Nahrung. 

Der Schäfer Carl Kuhlmann mit seiner schwarzen Hündin Yula in der dichten grünen Heidelandschaft.
Schäfer Carl Kuhlmann wandert tagtäglich mit seiner Herde und der Hündin Yula durch den Naturpark Südheide. Foto: Beate Steiner

Rund 200 der Bienenvölker in der Südheide gehören Imkermeister Klaus Ahrens. Er erzeugt köstlichen Honig in vielen Varianten und nach traditionellen Methoden. „Unsere Region wird als Wiege der Berufsimkerei bezeichnet“, sagt der mehrfach ausgezeichnete kulinarische Botschafter Niedersachsens, während rund um ihn Bienen summen.

Apropos Kulinarik: Das Fleisch der Heidschnucken ist eine Delikatesse, zart und fettarm. In den gemütlichen Gasthäusern und schicken Restaurants hier wird es als Braten, Ragout, Wurst, aber auch als Hamburger serviert. Zum Beispiel in der ausgezeichneten Schäferstuben oder im Biohotel WildLand – die Gäste speisen hier in einem fast 300 Jahre alten Fachwerkhaus. Auf dem großen grünenden, blühenden Grundstück unter hohen Eichen stehen sechs historische Fachwerkhäuser mit hübschen Gästezimmern — ein Ort zum Wohlfühlen und um entspannt Urlaub zu machen, wie an vielen Orten in der Lüneburger Heide.

Fußgänger*innen können die beruhigende Landschaft bei Tagestouren oder auf Fernwanderwegen erkunden, zum Beispiel auf Deutschlands schönstem Wanderweg, dem Heidschnuckenweg, der in der Nähe von Hamburg startet und auf über 200 Kilometern in idyllischer Umgebung bis nach Celle führt. Radfahrer*innen und Reiter*innen können in der einmaligen Landschaft ebenfalls ihr Urlaubsglück finden.

Autorin: Beate Steiner

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zuletzt geändert am 07.02.2024

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