Eine Frau im weißen Bademantel schreitet über eine kleine Holzbrücke im Garten des Biorefugium Theiner´s Garten.
Foto: BIO HOTELS Biorefugium Theiner´s Garten / Tobias Koehler

Wellnessurlaub - Urlaub als Therapie

Bloß erholen reicht vielen nicht aus – der Urlaub soll gleichzeitig Therapie sein. Das Ziel der Reise: ein fitteres und mental ausgeglicheneres Ich.

Morgen. Oder übermorgen. Oder vielleicht doch erst irgendwann – Gesundheitsvorhaben werden oft vertagt. Obwohl der gesamte Organismus nach Aufmerksamkeit lechzt: Man selbst ist in den Vierzigern, die sitzmalträtierten Bandscheiben aber feiern in ein paar Tagen ihren gefühlten 95. Geburtstag. Von den Nerven, die in der Hektik des Alltags gerne den Hut draufschmeißen, ganz zu schweigen. Kurz: Top in Form zu sein, fühlt sich anders an. Ein auf individuelle Bedürfnisse abgestimmter Gesundheitsurlaub kann eine Kehrtwende bringen – er kann die Initialzündung für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität sein. Was bedarf es dazu? Und vor allem: Wo soll es hingehen?

Hauptsache anders als sonst!

Alle fünf gerade sein lassen und das am besten zwei Wochen lang – wer meint, durch chronisches Nichtstun Erholung zu finden, der irrt. Zwar sind Pausen notwendig, um die Reset-Taste drücken und zwischendurch durchatmen zu können. Stressbedingte Anspannungen lassen sich jedoch nicht abbauen, indem man tagelang mit der Liege verschmilzt. Auch verloren gegangene Energie kommt auf diese Weise nicht zurück in den müden Körper. Das zeigt sich auch am Beispiel einer Pflanze. Durch Wasser – sprich durch aktives Zutun – gedeiht sie. Einen permanenten Wassernachschub könnte die Erde jedoch nicht fassen – die Triebe würden verfaulen. Es bedarf also Phasen, in denen das Grün nicht gegossen wird, in denen einfach nichts passiert. Ebenso verhält es sich im Leben: Aktivismus und Müßigkeit müssen einander die Waage halten. Die Quelle der Erholung liegt also in der Abwechslung: Kontrasterlebnisse zum Alltag sind gefragt. Wer vorwiegend eintönige Arbeit verrichtet, der sollte den Urlaub dazu nutzen, um seine Sinne in der Natur zu schärfen. Wer seine Arbeitszeit vor dem Computer verbringt, wird sich am besten aktiv erholen. Warum also nicht mal etwas Neues wagen?

Eine Frau liegt mit geschlossenen Augen auf einer Therapieliege und erhält eine Wellnessbehandlung mit Heublumen von einer weiblichen Therapeutin.
Foto: Biorefugium Theiner´s Garten / WWW.FOTOGRAFIELAFOGLER.IT

Gesundheitshotels – neue Impulse setzen

Wer nicht so recht weiß, in welche Richtung er erste Schritte setzen soll, der findet in einem Gesundheitshotel passende Wegweiser. Behandlungskonzepte werden dort auf die einzelne Person und ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten. Gesundheitshotels müssen bestimmte Kriterien erfüllen, die im sogenannten „Letter of Intent“ definiert sind. Im Wesentlichen ist darin geregelt, dass medizinische Fachkräfte vor Ort verfügbar sind, die neben der laufenden Betreuung auch eine Ist-Analyse durchführen – zum Beispiel in Form einer Leistungsdiagnostik. Diese Standortbestimmung kann eine gute Orientierungshilfe sein: Wer darüber Bescheid weiß, wo er gesundheitlich steht, dem fällt es leichter, einen Weg einzuschlagen, der auch langfristig gangbar ist.

Medical Wellness – so der Überbegriff für Dienstleistungen dieser Art – kann unterschiedliche Schwerpunkte haben. Es gilt, für sich herauszufinden, welches Ziel man eigentlich verfolgt. Möchte man knirschende Gelenke auf Vordermann bringen? Will man leere Batterien aufladen? Oder geht es darum, neue Essgewohnheiten zu entwickeln? Es finden sich ebenso Häuser, die Gesundheitsurlaub für Arthrosebetroffene anbieten, wie solche, die sich zum Beispiel auf Ayurveda spezialisiert haben. Im Fokus aller Gesundheitshotels steht immer auch die Ernährung: Der Bogen reicht dabei von Fastenkuren nach F. X. Mayr und Basenfasten bis zum basischen und vegetarischen Genuss mit saisonaler, biologischer und typgerechter Ausrichtung.

Natur als (Auf-)Tankstelle

Ein Urlaub inmitten der Natur kann zum lebensfrohen Erlebnis werden – ganz im wörtlichen Sinne: Hallo, Mycobacterium vaccae! Menschen, die sich viel im Freien aufhalten, kommen unweigerlich mit diesem im Boden lebenden Mikroorganismus in Kontakt – tief Luft schnappen reicht hierfür aus, da das Bakterium auch als Aerosol in der frischen Waldluft schwebt. Das hört sich grauslicher an, als es tatsächlich ist, denn der Mikroorganismus wirkt sich positiv auf Körper und Psyche aus und hilft dabei, Stress zu reduzieren. Klingt gut?

Je nachdem, ob man lieber selbstbestimmt sein oder professionell geleitet werden möchte, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, um ins Grüne abzutauchen und neu aufzutanken:

… klassisch

Gleich ob Seeromantik, Gipfelblick oder Waldidylle, nirgendwo anders lässt sich die Natur so hautnah erleben wie bei einem Urlaub im mobilen Heim. Der Campingplatz ist der ideale Ausgangspunkt für sportliche Aktivitäten – sei es traditionell für Rückschlagspiele und Radausflüge oder etwas abenteuerlicher für Bogenschießen oder Waldhochseilgärten. Campingbegeisterte Wanderfreunde kommen in Österreichs Wanderdörfern auf ihre Kosten – der Stellplatz wird zum Basislager, um unmittelbar angrenzende Wanderwege zu erkunden. Gerade weil man die Tagesstrukturierung beim Campen selbst in der Hand hat, ist es wichtig, eine gute Balance zwischen verplanter und unverplanter Zeit zu finden. Neben bewusst anvisierten Sportaktivitäten dürfen auch Augenblicke des Nichtstuns – oder vielmehr des Nichts-tun-Müssens – zelebriert werden.

… inspirierend

Wer es ausgefallener mag, den laden duftende Almwiesen zum Bergyoga ein – neugierige Blicke von grasenden Kühen sind einem dabei garantiert. Im Yogasitz mit verschränkten Beinen entspannen sowohl blutige Anfänger*innen als auch Profis, zum Beispiel auf der Schmittenhöhe in Zell am See.

Auch Angebote rund um das Thema „Waldbaden“ sind stetig im Wachsen. Im Mittelpunkt stehen dabei der Wald und seine reinigende Atmosphäre sowie verschiedenste Aktivitäten. So kann man zum Beispiel beim Wald-Kneippen oder Wald-Wyda – dem europäischen „Yoga der Kelten“ – das Lichterspiel der Sonnenstrahlen zwischen Baumwipfeln genießen und den Duft von Erde, Moos und Tannennadeln in sich aufsaugen.

Ein Mann mit langem zusammengebundenem Haar und Bart genießt auf einer Terrasse den Ausblick über einen Gebirgssee. Er sitzt in einem Rollstuhl an einem runden Holztischchen und trinkt Kaffee aus einem Glas.
Foto: TVB-Tiroler-Oberland-Kaunertal / Severin Wegener

… barrierefrei

Menschen mit eingeschränkter Mobilität, Rollstuhlfahrer*innen, aber auch Familien mit Kleinkindern und Kinderwagen stoßen im Alltag häufig auf Hindernisse. Doch mittlerweile gibt es zahlreiche Ausflugsziele und Wanderrouten, die hürdenfrei in Angriff genommen werden können. Als eine der fortschrittlichsten barrierefreien Destinationen Österreichs bietet etwa das Kaunertal Personen aller Altersgruppen vielfältige Möglichkeiten, um die Natur ohne Stolpersteine zu entdecken. Naturpark und Gletscherregion sind bis hinauf auf 3.108 Meter Seehöhe völlig barrierefrei erreichbar. Sogar die Aussichtsplattform mit fantastischem Dreiländer-Bergpanorama ist für Menschen mit Körperbehinderung problemlos zugänglich. Auch in anderen Bundesländern finden gehbeeinträchtigte Gipfelstürmer*innen barrierefreie Wege und rollstuhlgerechte Touren – Anregungen findet man unter anderem auf alpenvereinaktiv.com. und www.austria.info.

Sylvia Neubauer

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zuletzt geändert am 25.03.2024

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