Geht Winterurlaub nachhaltig?
Der Winter steht vor der Tür! Die einen freuen sich auf Winterspaß im Schnee, andere zieht es in wärmere Gefilde. Angesichts von künstlichen Schneebändern inmitten grüner Landschaften und der Klimabelastung durch Flüge in den Süden stellt sich die Frage: Wie nachhaltig ist ein Winterurlaub? Eine bewusste Planung verkleinert den ökologischen Fußabdruck.
Der Winter lockt mit seinem Zauber: Pulverschnee, klare Bergluft und gemütliche Stunden am Kamin. Viele zieht es in die Berge. Der Wintertourismus ist in Österreich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor: 2023/24 wurden laut Statistik Austria rund 71 Millionen Nächtigungen verzeichnet und 12,6 Milliarden Euro Umsatz gemacht. Rund 250.000 Menschen sind in der Wintersaison in der Gastronomie, Hotellerie und Seilbahnbranche beschäftigt. Zwei Drittel der Gäste kommen zum Schifahren nach Österreich, ihnen stehen 2.648 Lifte und 23.714 Hektar Pisten zur Verfügung, von denen drei Viertel beschneit sind.
Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Natur, das Klima und die lokale Bevölkerung. Hotels, Liftanlagen, Straßen und Parkplätze beanspruchen Raum und Energie. Für Pisten werden Wälder abgeholzt, der Bau von Beschneiungsanlagen und Speicherseen wirkt sich auf die Vegetation und den Boden aus. Zudem belasten Staus auf den Zufahrtsstraßen das Klima und die Nerven von Gästen und Einheimischen. Die gute Nachricht: Mit einer achtsamen Planung kann der Winterurlaub nachhaltiger gestaltet werden.
Ausgezeichnete Destinationen
Es beginnt bei der Auswahl des Schigebietes. In Österreich gibt es Ende August 2024 bereits vier Destinationen, die mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet wurden: die Region Seefeld, Wagrain-Kleinarl, Saalfelden-Leogang und die Destination Nassfeld/Pressegger See/Lesachtal/Weissensee. Einige weitere arbeiten daran, die herausfordernden Kriterien zu erfüllen – dazu entwickeln die Regionen gemeinsam mit allen Beteiligten nachhaltige touristische Angebote und ergreifen umfassende Maßnahmen, die vom Naturschutz über Bodennutzung und Raumplanung bis hin zur Wasserversorgung sowie zum Energie- und Abfallmanagement reichen.
Let it snow!
In Zeiten des Klimawandels ist Schifahren ohne die Unterstützung von Schneekanonen vielerorts nicht mehr möglich. Der technische Schnee ist nicht unumstritten, verbraucht seine Erzeugung doch viel Wasser und Energie, zudem bleibt er aufgrund seiner Kompaktheit länger liegen, was sich auf die Vegetation und die Artenvielfalt auswirken kann. Naturschnee-Gebiete, die auf Schneekanonen verzichten, sind in Österreich beispielsweise der Sonnenkopf im Klostertal und der Diedamskopf im Bregenzer Wald (beide in Vorarlberg), der Hochkeil am Hochkönig (Salzburger Land), die Aflenzer Bürgeralm (Steiermark) oder der Unterberg in Niederösterreich. Der Klimawandel bringt nicht nur weniger Schnee – sondern auch den traditionellen Zeitplan des Wintertourismus durcheinander. Schneefälle verlagern sich zunehmend ins Frühjahr, ein Trend, der laut Forscher*innen anhalten wird. Wer seinen Winterurlaub von Weihnachten auf das Frühjahr verlegt, hat bessere Chancen auf Naturschnee.
Einige Orte in den Alpen setzen ganz auf alternative Angebote. Im Naturpark Dobratsch etwa, der bei Skitourengeher*innen und Langläufer*innen beliebt ist, werden auch geführte Winterwanderungen angeboten. Auch Gaissau-Hintersee oder der Sattelberg in Tirol bieten weitläufige Skitourenrouten mit Einkehrmöglichkeiten in Hütten an. Wichtig ist bei diesen Aktivitäten das respektvolle Verhalten in der Natur – so sollten Wildschutzgebiete zum Beispiel nur auf markierten Wegen betreten, Waldränder und schneefreie Zonen gemieden werden.
„Klimakiller“ An- und Abreise
Eine Analyse des Umweltbundesamtes zeigt, dass sich die Aktivitäten vor Ort inklusive Schneekanonen in der gesamten Klimabilanz eines Schiurlaubs nicht so stark zu Buche schlagen wie das gewählte Transportmittel: Die An- und Abreise mit dem eigenen Pkw kann rund 50 Prozent der CO2-Emissionen des gesamten Schiurlaubs verursachen, mit dem Zug sind es nur 15 Prozent.
Für den Umstieg auf die Bahn bieten die ÖBB attraktive Wintersport-Packages an, die Zugticket, Schipass und Bus-Transfer inkludieren. So sind viele Schigebiete in ganz Österreich – wie Stuhleck, Arlberg, Snow Space Salzburg, Seefeld oder Schladming – bequem und klimafreundlich erreichbar. Autofreie Urlaubsangebote schnüren auch die „Alpine Pearls“ – 18 Orte in Österreich, Deutschland, Slowenien und Italien. Hier können die Gäste vor Ort die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos nutzen und von einem vielfältigen Angebot an Carsharing, Elektromobilität und Leihrädern profitieren.
Energieintensiver Luxus
Nach einem Schitag am Abend in der hoteleigenen Sauna entspannen oder im beheizten Außenpool ein paar Runden schwimmen – diese energieintensiven Annehmlichkeiten gehören für viele zum Winterurlaub dazu. Immer mehr Hotels steigern die Energieeffizienz – und setzen auf alternative Energiequellen. Laut Statistik Austria ist der Energieverbrauch pro Nächtigung von 2008 bis 2019 um 54 Prozent gesunken. Ob mit oder ohne Wellness – die erste Wahl sind hierzulande Betriebe, die mit dem Österreichischen Umweltzeichen oder dem EU-Ecolabel ausgezeichnet sind. Sie geben umfassende Kriterien vor, deren Einhaltung unabhängig überprüft wird (siehe Kasten).
Der Kälte entfliehen
Für viele ist das aber noch nicht warm genug – sie zieht es im Winter in wärmere Gefilde. Pauschalangebote für eine Woche Strandurlaub auf den Malediven können preislich mit einer Woche Schiurlaub mithalten. Eine nachhaltige Alternative zum Urlaub im Schnee sind sie allerdings nicht: Flugzeuge emittieren besonders viel klimaschädliches CO2, zudem sind die Abgase in großen Höhen um ein Vielfaches schädlicher als in Bodennähe.
Wenn es im Winter nur ein paar Tage Badeurlaub sein sollen, könnte ein Aufenthalt in einer Therme eine gute Alternative sein – z. B. in einem Thermen- oder Wellnesshotel, das mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifiziert ist.
Wollen ferne Länder und Kulturen erkundet werden, ist das Flugzeug aber oft unverzichtbar. Dann sollte man zumindest länger am Reiseziel verweilen – so wird der Flug sinnvoll und lohnend genutzt. Es steht mehr Zeit zur Verfügung, um Land und Leute kennenzulernen und um sich zu erholen. Wer in von Einheimischen geführten Unterkünften übernachtet, in authentischen Restaurants lokale Spezialitäten genießt und mit einheimischen Guides unterwegs ist, taucht nicht nur tief in die Kultur ein, sondern stärkt gleichzeitig die regionale Wirtschaft.
CO2-Kompensation als Lösung?
Ist ein Flug unvermeidlich, können Reisende die verursachten Treibhausgase „kompensieren“ – die Emissionen einer Reise werden durch eine Spende an Klimaschutzprojekte „ausgeglichen“, da diese CO2 reduzieren, einsparen oder vermeiden. Aber: Eine Kompensation macht die negativen Auswirkungen einer Flugreise nicht ungeschehen! Um Klimaziele zu erreichen, müssen wir auch reduzieren – im Sinne der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes möglichst wenig fliegen!
Cornelia Kühhas
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zuletzt geändert am 26.09.2024