Mit zehn Reiseleitern um die Welt
Am 21. Februar ist Welttag des Fremdenführers. Was es nicht alles gibt! Eine Homage an ReiseleiterInnen und GästeführerInnen, die dazu beitragen, dass aus Fremden auf Reisen Freunde werden.
Ihr Job ist es, Touristen mit Informationen zu versorgen und für einen reibungslosen Ablauf von Touren zu sorgen. Ob auf Studienreisen oder bei Stadtführungen: Erst dank der Menschen, die sich in ihrer Stadt oder ihrem Land bestens auskennen und Reisende an die Hand nehmen, tauchen diese tief in die örtliche Kultur ein, erfahren alles über Geschichte, Sitten und Gebräuche – und entdecken oftmals Orte, die in keinem Reiseführer stehen.
Kein Wunder, dass die „World Federation of Tourist Guide Associations“ den „International Tourist Guide Day“ ausgerufen hat, der jährlich am 21. Februar begangen wird. Die Vita und die Motivation von Tourguides können dabei höchst unterschiedlich sein. Allen gemeinsam ist in der Regel aber die Freude am Kontakt mit Menschen, sei es in Litauen oder China, in Israel oder Island. Zehn Reiseleiter erzählen, was ihren Job besonders macht:
Kristupas Sepkus, Vilnius/Litauen:
„Schon als Kind habe ich Familienbesuch durch meine Heimat geführt“
Meine Heimatstadt Vilnius ist für Besucher so reizvoll, da sie einerseits sehr exotisch ist, gleichzeitig auch über „vertrautere“ Reize wie ein hochkarätiges, aber bezahlbares Musikangebot und Restaurants verfügt. Mein Geheimtipp: Ein Besuch des Russisch-Orthodoxen Klosters des Heiligen Geistes – die Chöre während der Messe versetzen Gäste in ein anderes Jahrhundert zurück. Zu den interessantesten Ausgeh-Locations gehört eine kleine Bar an der Ecke Pylimo-Rudninku-Straße; dessen Inhaber selbstgemachte Steam-Punk-Kleidung im viktorianischen Stil trägt, so wie ich.
Georg Roessler, Israel:
„Die Macht über das Mikrofon ist eine große Verführung“
Für mich ist das „Heilige Land“ ein göttlicher Alchemie-Keller: kein Thema, historisch, politisch, religiös, kulturell, das hier nicht gekocht, gemischt und aufbereitet wird. Und ganz offenbar geht uns das alles unmittelbar an: Eigentlich an fast jedem Ort werden wir direkt auf unsere eigene europäische Kulturgeschichte zurückgeworfen. Was ich an meinem Beruf besonders mag, ist also die lebendige Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft. Und wenn ich an einen Ort denke, an dem es meinen Gästen und mir einfach immer gut geht, dann ist das der Nationalpark Gan HaShlosha mit seinen riesigen, ganzjährig 28 Grad warmen Badebecken, umgeben von einer traumhaften Landschaft!
Stína Bang, Island:
„Die Leute brechen angesichts der Schönheit und Kraft von Mutter Natur in Tränen aus“
Meine Lieblingsregion in Island ist das Hochland von Fjallabak – seine unglaublichen Farben, vulkanischen Wunder und raue Umgebung überraschen mich immer wieder. Hier fülle ich immer mein „Glücksreservoir“ auf.
Pablo Specht, weltweit im Einsatz für Ikarus Tours:
„Die improvisierten Stopps am Wege gefallen den Gästen am besten“
Bei meinen Touren als professioneller Reiseleiter seit Mitte der 80er Jahre habe ich unzählige tolle Erfahrungen mit meinen Gästen gesammelt. Bis heute sind die strahlenden Augen „meiner“ Leute das beste Feedback, wenn sie am Ende eines Tages zu mir sagen: „Das war einfach einmalig schön!“ Neben den typischen Sehenswürdigkeiten eines Landes sind es immer wieder die improvisierten Stopps am Wege, die den Gästen am besten gefallen – wie die Gespräche mit einem argentinischen Gaucho, ein Besuch in einem Dorf in Costa Rica oder auch „nur“ die Begegnung mit einer einfachen Frau in einem Kirchlein am Wege.
Byeong-Cheol Gang, Südkorea:
„Wir sind Freunde geworden, das bereichert mein Leben“
Einer meiner Lieblingsorte ist die Insel Cheongsan-do mit ihren Dörfern, Steilküsten, Badestränden und Kieferwäldern. Der Sonnenuntergang am Jiri-Strand ist bilderbuchreif!
Sisi Tong, im Reich der Mitte unterwegs für China Tours:
„Der Reiseleiter ist Vater und Mutter der Gruppe“
Zu meinen persönlichen Highlights gehört immer die Übernachtung mitten in den atemberaubenden Reisterrassen bei gastfreundlichen Einheimischen der Yao-Minderheit – die idyllischen Reisfelder bieten unseren Gästen zu jeder Jahreszeit unendlich viele Fotomotive.
Robert Imber, Palm Springs/USA:
„Einige Leute ziehen nach meiner Tour tatsächlich nach Palm Springs!“
Die meisten unserer Gäste leben nicht in der Wüste und sind daher immer beeindruckt von der Lage am Fuße des Mount St. Jacinto, mit 350 Sonnentagen im Jahr und Schnee auf den Gipfeln im Winter. Rund um die Stadt gibt es endlose Wanderwege durch das berühmte Coachella Valley und ganzjährig viele Festivals für Film, Musik und Retro-Design. Und wir lieben Kunst! Was man also nicht verpassen sollte, ist eine Entdeckungstour auf der Suche nach zeitgenössischen Skulpturen im öffentlichen Raum – wir haben eine City Arts Commission, die an verschiedenen Orten in der ganzen Stadt Kunstwerke platziert.
Hermann Laudensack, Bad Kissingen:
„So kann ich hoffentlich meinen Beitrag zu Frieden und Verständigung leisten“
Als waschechter Kissinger bin ich außerdem sehr stolz auf unsere Bäderarchitektur und möchte das mit unseren Gästen aus aller Welt teilen: Diese Architektur hat geradezu sinnliche Qualitäten wie der neubarocke Schmuckhof und der Weiße Saal – schön, wenn meine Gäste hier glänzende Augen bekommen! Neben den historischen Bauwerken schätzen die Besucher auch die wunderschöne Natur: Das Biosphärenreservat Rhön liegt direkt vor der Tür. Hier gibt es inzwischen 25 zertifizierte Premium-Wandertouren rund um den „Hochrhöner“, der in Bad Kissingen beginnt. Außerdem haben wir ein hochkarätiges Kulturprogramm, das weltweit kein anderes Städtchen mit nur 23.000 Einwohnern bietet.
Richard dela Cruz, Philippinen:
„Meine Gäste beneiden mich oft um meinen Job und meinen Arbeitsort“
Meine Gäste beneiden mich oft um meinen Job und meinen Arbeitsort – und ich stimme ihnen zu, ich kann Vergnügen und Arbeit verbinden. Ich liebe Palawan, nicht nur weil ich hier geboren wurde. Eines meiner schönsten Erlebnisse: Zwei Gäste haben sich auf meiner Tour kennengelernt und kamen zwei Jahre später als Paar zurück. Sie sagten, dass sie dank mir und der Philippinen-Reise zusammengekommen seien. Meine Heimat Palawan empfehle ich jedem gern – die gleichnamige Provinz um die Insel ist bekannt für ihre große Biodiversität, unentdeckte Strände und tolle Tauchspots. Besonders sehenswert ist der Tubbataha Reef Nationalpark, der wegen seiner Korallen, seiner außerordentlichen Artendichte und seiner Wichtigkeit für Seevögel und Meeresschildkröten zum UNESCO-Welterbe zählt. In der Hauptstadt Puerto Princesa City gibt es aber auch viele Restaurants und Bars zum Feiern.
Vincent Bodinier, in Mexiko unterwegs für Viventura:
„Ich mache besondere Momente erlebbar“
Besonders beliebt bei Touristen ist die Maya-Stätte Palenque, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt und mitten im Dschungel liegt. Mein Geheimtipp für alle Reisenden sind allerdings die „Lagunas de Bacalar“ im Süden Mexikos. Ob Entspannung, Wassersport, Kultur oder leckeres Seafood: Der karibische See hat viel zu bieten.
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zuletzt geändert am 09.11.2017