See bei Anbruch der Dunkelheit. Im Wasser ist eine Kugel verankert.
Vollmondschwimmen im Grünwaldsee. Foto: TVB Obertauern

Vollmondschwimmen in Obertauern

Wenn im August der Vollmond über dem Grünwaldsee auf knapp 2000 Meter Seehöhe steht, wagen sich mutige Schwimmerinnen und Schwimmer in das kalte Wasser des Bergsees. Wir waren auch dabei! Ein Wechselbad der Gefühle.

Als wir uns im Juni entschlossen haben, die Einladung zum Vollmondschwimmen in Obertauern anzunehmen, holte mich ein Gedanke immer wieder ein: Wie schaffst du es, 100 Meter in saukaltem Wasser zu überleben. „Probiere es doch“ sagte die mutige Gehirnhälfte, „du kannst ja jederzeit noch aussteigen“ die feige.

Und dann kam endlich Tag X und die feige Hälfte hat eindrucksvoll gewonnen. Vor zwei Tagen hatte ich noch 38,5 Grad Fieber und mit so einer Erkrankung kann man doch nicht in einem kalten Bergsee schwimmen! So ein Glück aber auch!

Meine Frau war natürlich von Anfang an voll dabei, bei ihr scheint das feige Gehirnareal nicht so stark ausgeprägt zu sein. Wir fahren also am Abend dieser Vollmondnacht mit der Grünwaldkopfbahn hoch und wandern den gleichnamigen See entlang bis zur Hochalm, wo die Party bereits im Gang ist. Ich bin in meiner Rolle als Groupie tiefenentspannt. Nach und nach füllt sich die Terrasse der Hochalm, volkstümliche Musik heizt die Stimmung an.

Im See ist ein großer leuchtender Ballon verankert, der den Vollmond symbolisiert. Am Ufer eine Rampe für den Einstieg, eine für den Ausstieg. Ziel ist es, nach Einbruch der Dunkelheit von Rampe eins rund um den „Vollmond“ bis zur Rampe zwei zu schwimmen. Das Wasser hat heute angeblich angenehme 12 Grad, weil der Tag sehr sonnig war. Tangiert mich rekonvaleszentes Individuum nicht wirklich.

Am Ufer hat bereits eine Armada an Hilfskräften Aufstellung genommen. Ärzte sind da, die Wasserrettung, die Feuerwehr, eine Sauna wurde aufgebaut und ein beheizter Hot-Tube für danach.

Während wir also gemütlich auf der Hochalm unser Abendessen genießen, kommt ein Zettel vorbei mit der Aufforderung, sich die Teilnahmebedingungen durchzulesen und zu unterschreiben, dass man damit einverstanden ist. Ja stimmt, ich bin ja eigentlich angemeldet. Plötzlich triumphiert der Mut - oder vielleicht auch die Tatsache, dass man neben seiner Frau trotz aller gesundheitlichen Ausreden nicht als Feigling dastehen will. In einem völlig unüberlegten Moment nehme ich den Griffel, unterschreibe und hole mir meine Startnummer.

Irgendwo habe ich gelesen, dass es vor dem Start noch Infos zum Schwimmen im kalten Wasser vom Initiator des Vollmond-Schwimmevents, dem Wild-Swimming-Pionier und Eisschwimmer Hansjörg Ransmayr gibt. Er hat den Grünwaldsee auch schon im Februar bei einem Grad Wassertemperatur getestet. Aber von der Bühne kam nichts außer ein herzliches Willkommen. Zum Glück sind meine Frau und ich Journalist*innen und Hansjörg war spontan zu einem Interview bereit, bei dem er uns erklärte, worauf wir achten sollten.

Hell erleuchtete Kugel im See und die beleuchteten Bojen von drei Schwimmer*innen.
Mystisches Schwimmabenteuer in der Nacht. Foto: TVB Obertauern

Dann wird es ernst! Bei Einbruch der Dunkelheit schnallen sich als erste Mona Maier, die Tourismusdirektorin in Obertauern, und Anna Veith, ehemalige Schirennläuferin die leuchtenden Schwimmbojen um den Bauch und gehen Hand in Hand ins kalte, finstere Wasser. Die Szene wirkt auf mich etwas makaber. Wir sind mit Startnummer 110 in etwa im Mittelfeld bei den über 200 Teilnehmer*innen – und dann sind auch wir plötzlich dran. Ausgestattet mit den Ransmayrs Infos schnallen wir unsere Bojen um und machen es Hand in Hand unseren Vorschwimmerinnen nach.

Ruhig atmen, keine Panik, aufs Schwimmen konzentrieren, keine Hektik – und schon ist der Mond erreicht. Das Wasser fühlt sich schon irgendwie kalt an, doch die Strecke zurück zum Ufer wird dann so richtig zum Genuss. Ich könnte durchaus noch länger hier schwimmen! Den ganzen warmen Firlefanz am Ufer lassen wir aus – wir trocknen uns ab und genießen dieses ganz neue Körpergefühl so richtig aus. Und dann steigt natürlich eine Vollmond-Party auf der Terrasse der Hochalm. Mittlerweile ist der leuchtende Erdtrabant hinter den Wolken hervorgekommen und schafft eine magische Atmosphäre.

Als Erinnerung gibt es ein Obertauern-Goodie-Bag und eine Urkunde. Und die Idee, den Ratzersdorfer See bei uns zuhause das eine oder andere Mal auch im Herbst für eine Schwimmrunde aufzusuchen.

Infos zum Vollmondschwimmen in Obertauern>>>

Anreise

Obertauern ist von Wien aus mit dem Zug in knapp 5 Stunden erreichbar. Entweder über Salzburg oder Liezen bis Radstadt und dann weiter mit dem Regionalbus. Vom Westen kommend ebenfalls mit dem Zug über Zell am See bis Radstadt und mit dem Regionalbus bis Obertauern.

TIPP: Mit der Mobilitäts-App wegfinder findest du alle Angebote für deine An- und Rückreise und kannst diese auch gleich buchen. Neben Zügen und Bussen zeigt dir die App auch das vorhandene Leih-Angebot an Autos, Fahrrädern und E-Scootern sowie regionale Taxiunternehmen für die Fahrt vom Bahnhof / von der Bushaltestelle zum gebuchten Quartier.

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zuletzt geändert am 08.10.2025

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