Blick vom Gebirge runter zur Küste.
Entdeckungsreise durch Albanien: Blick vom oberen Dorf Qeparo auf die Albanische Riviera. Foto: ReNatour

Albanien – geheimnisvolle Schönheit am Balkan

Viele Jahrzehnte lang haben wir Europäer vergessen, dass dieses exotische Land zu Europa gehört. Langsam schauen wir uns in Albanien um und entdecken lebendige Städte, alte Kulturschätze, zauberhafte Strände, atemberaubende Gebirgslandschaften und eine sagenhaft herzliche Gastfreundschaft.

Albaniens jüngere Geschichte ist geprägt von vier Jahrzehnten Abschottung und kommunistischer Diktatur. Das Land am Westbalkan war das Armenhaus Europas und ein weißer Fleck auf der Landkarte. Zur Abwehr einer möglichen westlichen Invasion wurden an die 200.000 Bunker errichtet. Die Reste davon sind heute noch überall im Land zu finden. Erst 1990 wurde das Regime gestürzt.

Viele Albaner sind dann nach Deutschland oder in die Schweiz ausgewandert und tragen heute mit ihren Investitionen ganz wesentlich zur Entwicklung des Landes bei. Vor allem an den schöne Häuser mit prallen Gärten ist der Aufschwung zu sehen. Heute ist Albanien eine Republik, die im April 2009 den Beitritt zur Europäischen Union beantragt hat. Und auch die Touristen entdecken das Land. Albanien ist heute eine besonders angesagte Destination.

Tirana, die lebendige Hauptstadt

Erste Anlaufstelle der Reise ins Land der Skipetaren – was so viel heißt wie "Söhne des Adlers“ - ist die Hauptstadt Tirana. Jung, bunt, modern und dynamisch präsentiert sich die Stadt. Wir beziehen Quartier im Block-Viertel (Blloku) und erkennen bald, dass wir in einem Stadtteil gelandet sind, der vor allem bei den jungen Leuten besonders angesagt ist. Bis in die 1990er Jahre war diese Gegend ausschließlich für Mitglieder des Politbüros zugänglich. Heute ist hier der Mittelpunkt des städtischen Lebens. Geschäfte, Restaurants, schicke Lokale – zum Teil mit Life-Musik - und angesagte Bars reihen sich aneinander.

Außenterasse eines Lokals.
Restaurant im Blloku Viertel. Was tagsüber sehr ruhig daherkommt ist in der Nacht zum Bersten voll. Foto: Christian Brandstätter

Blloku ist auch ein idealer Ausgangspunkt für Touren in die Stadt. Richtung Norden geht es über die Lana zum historischen Zentrum der Stadt, dem Skanderbeg-Platz mit monumentalen Bauten kommunistischer Prägung. Aus dem verkehrsreichen Ort hat man eine autofreie Zone geschaffen, Kräuterbeete und Schatten spendende Bäume gepflanzt, dazwischen Sitzbänke aufgestellt und Wasserstrahlen zur Kühlung installiert. Aus dem kommunistischen Aufmarschgebiet ist ein Park geworden, der auch Platz für Open-Air-Konzerte und andere Veranstaltungen bietet.

2 Personen schlendern auf einem Weg am Skanderbeg-Platz, rechts ein Beet mit Bäumen und Kräutern, links steinerne Bänke.
Der Skanderbeg Platz wird grün. Foto: Roswitha Reisinger

Richtung Süden sind es nur ein paar Minuten zu Fuß bis zum Großen Park, wo die Leute Erholung suchen und sich Kinder und Erwachsene auf zahlreichen Spielplätzen austoben können. Generell bemüht sich die Stadt, umweltfreundlicher zu werden. Tirana hat eine massive Kampagne zur Begrünung der Stadt gestartet. Zahlreiche Bäume und Pflanzen sollen die Luftqualität verbessern, ebenso die Reduktion des Autoverkehrs. Daher steht der Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes ganz oben auf der Agenda. Auffällig sind die zum Teil von der Straße baulich getrennten Radwege.

Radfahrer auf einem Radweg.
Baulich und farblich von der Straße getrennte Radwege durchziehen die Stadt. Foto: Christian Brandstätter

Dass sie Stadt dem grauen Mief der kommunistischen Ära entwachsen ist, liegt vor allem am Mut zur Farbe und an den Student*innen, die sich an vielen alten Mauern künstlerisch verwirklichen durften. Und das ist einer Initiative ihres findigen Bürgermeisters zu verdanken. Mit den 1,5 Millionen Euro, welche die EU für Stadterneuerungsprojekte zuerkannt hatte, beauftragte er Studenten, ihre künstlerischen Ideen auf den alten Mauern zu verwirklichen. Heute spiegelt das Stadtbild die Aufbruchsstimmung und Phantasie des Volkes wieder.

Bunt bemalte Wohnsiedlungen.
Bunte Häuser prägen das Stadtbild. Foto: Christian Brandstätter

Noch ein Tipp zu Tirana: Besuchen Sie den Neuen Bazar! Vom Skanderbeg-Platz ist es nur ein kurzer Spaziergang der sich auf jeden Fall lohnt. Am zentralen überdachten Marktplatz sind es zahlreiche Obst- und Gemüsestände, auf denen sich die köstlichen Früchte der Region türmen. Rund um den zentralen Markt sind viele weitere Geschäfte wie Bäckereien, Fleisch- und Fischläden, Blumenhändler, kleine Imbissläden und Restaurants angesiedelt.

Platz mit überdachter Markthalle.
Der neue Bazar in Tirana. Foto: Christian Brandstätter

Von Tirana nach Berat

Nächste Station unserer Reise durch Albanien ist die Stadt Berat, etwa hundert Kilometer südlich von Tirana. Wir steigen in ein Taxi, das uns die zum Busbahnhof in Tirana bringen sollte. Während der Fahrt fragt uns der Taxler, wo es den hingehen soll und dass er uns auch gleich nach Berat fahren könnte, wenn wir das möchten. 70 Euro für drei Personen – wir nehmen das Angebot an.

Aus der Fahrt nach Berat wird eine Sightseeing-Tour. Immer wieder erzählt uns der Taxler, was es hier alles zu sehen gibt, zweigt von Hauptstraße ab um stolz seine Heimat zu präsentieren – von kleinen Ortschaften und den Häusern seiner Freunde bis zu einer feudalen Schlossanlage. Gegen Mittag in Berat angekommen fährt er mit uns noch zum Restaurant eines Freundes etwas außerhalb der Stadt. Das Essen ist hervorragend. Soweit ein Beispiel der immer wieder beschworenen Gastfreundschaft der Albaner. Ich denke, wir hatten alle vier einen schönen Vormittag.

Berat - die Stadt der tausend Fenster

Berat gilt als eine der ältesten und schönsten Siedlungen des Landes. Die Altstadt wurde bereits 1961 zur Museumsstadt erklärt, was deren Erhaltung sicherstellte. Seit 2008 gehört die auf den Hängen links und rechts des Flusses Osum terrassenförmig angelegte Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das sehr charakteristisches Aussehen des Ensembles brachte Berat auch den Beinamen „Stadt der tausend Fenster“.

Weiße Häuser mit vielen Fenstern auf einem Hang.
Die Altstadt von Berat mit ihren "tausend Fenstern". Foto: Christian Brandstätter

Die meisten Gebäude stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert und wurden in den letzten Jahren liebevoll restauriert. Die Stein- und Ziegelhäuser sind oft nur über schmale, steile Wege und Treppen erreichbar, viele sind nicht bewohnt, aber für Touristen als Pensionen, kleine Hotels und Restaurants zugänglich. Das Mangalemi-Tomi Hotel befindet sich in so einem historischen Gebäude und bietet seinen Gästen neben der einzigartige Atmosphäre auch traditionelle albanische Küche mit frischen und vorzugsweise biologischen Zutaten vom lokalen Markt.

Schmale, steile Gasse mit Steinen gepflaster. Links ein Holztor zu einem Haus.
Enge steile Gassen in der Altstadt von Berat. Foto: Roswitha Reisinger

Oberhalb der Altstadt liegt die Burg von Kalaja, die bereits aus der Zeit der byzantinischen Herrschaft im 4. Jahrhundert n. Chr. stammt und natürlich ebenfalls zum Weltkulturerbe zählt. Von hier hat man eine tolle Aussicht auf die Stadt und die Umgebung. In Berat gibt es darüber hinaus auch eine Vielzahl von Moscheen, Kirchen und Museen, die die Geschichte der Stadt widerspiegeln. Das Onufri-Museum, benannt nach einem berühmten albanischen Ikonenmaler, beherbergt eine beeindruckende Sammlung von Ikonen und religiöser Kunst.

Neben der kulturellen Bedeutung ist Berat auch eine sehr lebendige Stadt. Der Boulevard Republika ist eine belebte Flaniermeile mit zahlreichen Pubs und kleinen Geschäften. Berat ist auch Ausgangsort für Outdoor-Aktivitäten wie Wandern, Klettern und Rafting.

Grüne Berge, blauer Himmel - Albaniens Hinterland
Beeindruckendes Hinterland. Foto: ReNatour

Wandern im albanischen Bergland

Das ist es meist auch schon, was die wenigen Touristen von Albanien mitnehmen. Doch das Land hat noch wesentlich mehr zu bieten. Im Bergland hinter den Küsten beginnt erst das wahre Abenteuer. Mit dem Ausbau und der Markierung von Wanderrouten und dem Aufbau einer touristischen Infrastruktur will man die Gäste auch ins Hinterland locken. Dort warten wilde, atemberaubende Hochgebirgslandschaften, nicht weniger als 14 Gebiete, die als Nationalpark unter Schutz stehen sowie Bergdörfer, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Für die BewohnerInnen in den Dörfern erschließt sich eine neue Einnahmequelle was dazu führt, dass die Abwanderung der Jungen gestoppt werden kann, weil es plötzlich Jobs wie Koch, Kellner oder Wanderführer gibt.

Leute beim Essen vor einem Haus in den Bergan Albaniens.
Die Quartiere sind einfach, die Gastfreundschaft ist groß. Foto: ReNatour

Anreise

Mit dem Zug (Nachtzug von Wien bis Vrbas und 2 weitere Züge im Anschluss) erreicht man Podgorica in Montenegro, dann sind es noch einmal 4 Stunden bis Tirana - insgesamt ist man mit der Variante fast 30 Stunden unterwegs. Die schnellste Busverbindung schafft die Strecke von rund 1.350 km in 16 Stunden. Die Flugzeit beträgt knappe 2 Stunden.

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Autor: Christian Brandstätter

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zuletzt geändert am 20.04.2023

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