Blick auf die Vulkanseen der Sete Citades mit Regenbogen.
Sete Citades. Foto: Patricia Pantea

Azoren – Naturerlebnis im Atlantik

Die Azoren kennst du vermutlich nur vom Wetterbericht. Sie verheißen stabiles, sonniges Wetter in Österreich. Dabei sind die neun Inseln mitten im Atlantik auch ein Naturparadies mit Vulkankegeln, Kraterseen, heißen Quellen und spektakulären Küsten – und ein wichtiger Lebensraum für Wale, Delfine und Zugvögel.

Es hat 19 Grad am 5. Dezember in Ponta Delgada. In der ersten Nacht regnet es leicht. Tags darauf scheint wieder die Sonne. Eine stabile Schönwetterlage, wie sie uns die Azoren in Mitteleuropa bescheren, wird man hier nicht erleben. Die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, dass die Wäsche ein paar Tage lang braucht, um zu trocknen. Es kann eine Woche durchregnen oder auch nicht. Mit ein paar nächtlichen Regengüssen und überwiegend sonnigen Tagen hatten wir Glück.

Die Hauptstadt der Azoren liegt auf Sao Miguel, der größten der neun Inseln. Schmale schwarz-weiß gepflasterte Straßen ziehen sich durch die Altstadt. Die Gehsteige sind noch viel schmäler, manchmal balancierst du wie auf einem Schwebebalken oder suchst Zuflucht, wenn ein Auto vorbeisaust. Es ist Advent und viele der Gassen sind wunderschön beleuchtet.

Nächtlich beleuchteter Platz mit 2 meterhohen Engeln aus Lichterketten vor dem Portal einer Kirche.
Ponta Delgada in Weihnachtsstimmung. Foto: Christian Brandstätter

Vor allem der Platz am Hafen ist ein Weihnachts-Wunderland – ohne großen Kitsch. Die Advent- und Weihnachtszeit wird hier und in vielen anderen Orten der Insel ausgiebig zelebriert. Krippen mit Figuren in Echtgröße füllen ganze Plätze.

Weihnachtskrippe die aussieht wie ein Dorf, in dem Menschen miteinader plaudern, musizieren - ihrem Alltag nachgeghen.
Krippenlandschaft mit lebensgroßen Figuren in Villa Franca so Campo. Foto: Patricia Pantea

Die majestätischen Parks der Hauptstadt

Ponta Delgada hat zwar nur rund 20.000 Einwohner*innen, zeigt dir jedoch mit seinen prunkvollen Villen, Gärten und Parks, dass du in der Hauptstadt eines Inselreiches weilst. Allen voran der prachtvolle Präsidentenpalast, der als Repräsentationsgebäude für offizielle Anlässe dient.

Palmenallee, am Ende ein großes rotes Gebäude mit weißen Fensternischen.
Der Präsidentenpalast in einer von mehreren prunkvollen Parklandschaften in der Hauptstadt. Foto: Christian Brandstätter

Im stilvoll angelegten Garten findest du eine Mischung aus heimischen und exotischen Pflanzen, jahrhundertealte Bäume, verschlungene Wege, Teiche und Sitzbänke. Am Eingang empfängt dich ein Portier. Er kontrolliert deinen Ausweis, für zwei Euro bekommst du eine Akkreditierungskarte, die du sichtbar tragen musst. Gleich neben dem Präsidentengarten liegt der botanische Garten, in dem du für vier Euro Eintritt in etwa das gleiche zu sehen bekommst.

In unmittelbarer Nähe kommst du am städtischen Friedhof vorbei. Während bei uns Grabsteine mit Inschriften und Kreuzen das Ambiente prägen, stehen hier auch viele kleine Häuschen mit Türen. Drinnen sind Särge zu sehen, meist geschmückt mit Bildern und Andenken, daneben steht manchmal ein Sessel. Man kann fühlen, wie die Angehörigen ihre Liebsten besuchen, bei ihnen Platz nehmen und mit ihnen plaudern.

Mehrere keine Häuschen mit Türen, durch die man hineinschauen kann.
Friedhof in Ponta Delgada. Foto: Roswitha Reisinger

Auf der anderen Seite der Straße ist der obere Eingang des Jardim Antonio Borges, eines öffentlich zugänglichen Parks mit einer bunten Pflanzenwelt, alten Fels- und Steinformationen und verwunschene Höhlen, angelegt ganz im Stil der romantischen Gartenkunst des 19. Jahrhunderts. Für die Kinder ist der Park ein riesiger Abenteuerspielplatz.

Die heißen Quellen von Furnas

Rund 45 Kilometer östlich von Ponta Delgada liegt der Ort Furnas. Wir steigen bei der letzten Bushaltestelle vor dem Ort am Zugang zum Furnassee aus und wandern entlang des Süd- und Westufers bis zu den Fumarolen. Spätestens jetzt wissen wir, dass wir auf einem Vulkan unterwegs sind. Wasser und silbergrauer Schlamm blubbern in kleinen Tümpeln, es raucht und riecht nach Schwefel.

Dampf steigt oim heißen Boden auf, in den Vertiefungen brodelt eine silbrige Flüssigkeit, im Boden ein Loch, daneben ein Deckel. Hier wird gekocht.
Die heißen Quellen von Furnas. Foto: Christian Brandstätter

Das Restaurant am Rande der heißen Quellen serviert als Spezialität einen Eintopf aus (Süß-)Kartoffeln, Karotten, Kohl, Fleisch und Wurst. Alles zusammen kommt in einer bestimmten Reihenfolge in einen Topf und wird in einem heißen Erdloch gegart. Das Ergebnis schmeckt hervorragend. Eine Portion kostet 25 Euro und reicht locker für zwei Personen.

Tanz auf dem Vulkan

Dem Vulkanismus der Insel werden wir noch öfter begegnen, wenn es neben Wanderwegen aus der Böschung dampft oder wenn der Pfeiler einer Straßenbrücke wie ein Heizkörper strahlt. Die angenehmste Form der Geothermie sind zweifellos die vielen Thermalquellen – wegen ihnen solltest du auch immer deine Badesachen dabeihaben. In der Anlage Poca da Dona Beja in Furnas fließt das knapp 40 Grad warme Wasser durch mehrere kleine Pools, eingebettet in eine Schlucht. Die Pflanzenwelt an den Hängen erinnert an einen Urwald. Achtung: Hier solltest du rechtzeitig buchen! Ein Eineinhalb-Stunden-Slot kostet acht Euro.

Beim Rundwanderweg von Ribeira Grande, der zweitgrößten Stadt der Insel, zum Wasserfall Salto do Cabrito kommst du ebenfalls an einem kleinen Thermalbad und einem unwiderstehlichen Kuchenbuffet im angrenzenden Restaurant vorbei.

Zwei gemauerte Badebecken, etwa 7 x 4 Meter, terassenförmig angelegt, eingebettet inmd eine Landschaft aus riesigen Farnen.
Caldeira Velha. Paradieseisches Badevergnügen im vulkangewärmten Naturwasser. Foto: Christian Brandstätter

Ein besonderes Badeerlebnis bietet auch die Caldeira Velha. Neben den kleinen gemauerten Warmwasserbecken liegt am Ende der Schlucht ein natürliches Becken direkt unter einem Wasserfall. Baden wie im Paradies! Ein Eineinhalb-Stunden-Slot kostet zehn Euro.

Ganz im Westen der Insel in Ferraria findest du sogar ein warmes Wellenbad im Meer. Die Strömung des Atlantiks brandet hier in eine kleine Felsbucht. Das Wasser zwischen den Klippen wird durch heiße Quellen auf rund 30 Grad aufgeheizt. Eine Stahltreppe führt hinunter in den warmen Meerespool, darin sind Seile gespannt, an denen du dich in der Brandung festhalten solltest. Der Eintritt ist frei.

Malerische Landschaft

Das feuchte Klima und die vulkanischen Böden sorgen auf der ganzen Insel für eine üppige Vegetation. Kühe und Schafe erfreuen sich am satten Grün. In dieser beschaulichen Landschaft haben die Vulkane auch besondere Formationen hinterlassen. Die blau und grün schimmernden Kraterseen von Sete Cidades sind für viele das Highlight einer Inseltour und es gibt kaum einen Prospekt, der nicht mit dieser gewaltigen Naturkulisse wirbt.

Strand, 4 Felsen, der Himmel ist bedeckt.
Schwarzer Lavastrand und vier schwarze Felsbrocken im Meer sind das Wahrzeichen von Mostairos im Westen der Insel Foto: Christian Brandstätter

Majestätisch präsentieren sich auch die Felsen vor der Küste von Mosteiros im Westen der Insel. Vier riesige Felsbrocken ragen wie versteinerte Monster aus dem Meer. Davor erstreckt sich ein breiter schwarzer Lavastrand. Ein Ort für das ultimative Urlaubsfoto.

Südlich von Ribeira Grande liegt der Parque da Ribeira dos Caldeirões eingebettet in einer Schlucht mit mehreren Wasserfällen. Eine Gruppe Jugendlicher bereitet sich gerade auf ihr Canyoning-Abenteuer vor, während wir uns vom leichten Rundweg durch den Park, vorbei an alten Mühlen, führen und von der Landschaft bezaubern lassen.

Wasserfall, das Wasser fällt in einen gemauerten Teich, daneben ein Weg und eine  Palme.
Eine Landschaft, die verzaubert. Der Parque da Ribeira dos Caldeires. Foto: Roswitha Reisinger

Nordeste, die östlichste Stadt der Insel, ist hingegen etwas für Frühaufsteher*innen auf der Suche nach einem fantastischen Sonnenaufgang. Von der Hauptstraße führt ein steiler Weg hinunter zu einem Leuchtturm und einem kleinen Fischerhafen. Entlang des Weges sind kleine, bunt bemalte Häuschen in den steilen Fels gebaut und am Hafen peitscht das Meer mit riesigen Wellen an den Pier.

Tee made in Europe

Auf dem Rückweg von Nordeste nach Ponta Delgada besuchen wir Chá Gorreana, die älteste heute noch aktive Teeplantage in Europa – und ein Ort, an dem du dich mit Mitbringseln eindecken kannst. Weil es die üblichen Pflanzenschädlinge hier, mitten im Atlantik, bisher noch nicht gibt, braucht man zum Anbau keine Pestizide, Herbizide und Fungizide. Störende Unkräuter werden von Ziegen vertilgt, die Teeblätter mögen sie nicht. Die Herstellung des Azorentees erfolgt noch mit aufwendigen traditionellen Verfahren. Die Maschinen dafür erinnern eher an ein Museum.

Blick über die Teefelder zum Firmengebäude, dahinter das Meer.
Chá Gorreana, die älteste heute noch aktive Teeplantage in Europa. Foto: Christian Brandstätter

Wale, Delphine und acht weitere Inseln

Highlight eines Azorenurlaubes ist meist auch die Fahrt hinaus auf's Meer, um Wale und Delfine zu beobachten. Meeresbiolog*innen an Bord geben dir einen Einblick in das Leben der der prächtigsten Säugetiere des Atlantiks. In Ponta Delgada gibt es einige Anbieter, die dreistündigeen Touren sind schnell ausgebucht und sollten rechtzeitig reserviert werden. Touren zur Walbeobachtung werden auch auf den anderen Azoreninseln angeboten.

Apropos andere Azoreninseln: Es ist ziemlich vermessen, bei dieser Reise von „den Azoren“ zu sprechen. Sao Miguel hat uns so in ihren Bann gezogen, dass wir die anderen Inseln nicht mehr besucht haben. Acht Inseln warten also weiterhin darauf, entdeckt zu werden. Sie punkten durch ihre Abgeschiedenheit und wunderbare Naturlandschaften. Terceira etwa, mit weiten, grünen Landschaften und geheimnisvollen Höhlen. Oder die Blumeninsel Flores ganz im Westen. Auf der Weininsel Pico kannst du den mit 2.351 Metern höchsten Berg Portugals besteigen. Im Meer vor der Insel Faial brach zuletzt 1957 ein Vulkan aus und erschuf neues Land, die Capelinhos. Hier lädt ein unterirdisches Vulkanmuseum zum Besuch. Wenn du die Azoren tatsächlich in ihrer Fülle erleben willst, solltest du dir sehr, sehr viel Zeit nehmen.

Autor: Christian Brandstätter

Zum Thema Flugreisen>>>

Hier können Sie den CO2 Ausstoß Ihrer Flugreise kompensieren:

Climate Austria

Atmosfair
 

Folge lebensart-reisen auf instagram>>>

zuletzt geändert am 09.11.2025

Finde uns auf Facebook teilen Instagram