Dürfen wir noch fliegen?
Fliegen ist klimaschädlich. Wenn es um konkrete Zahlen geht, wird je nach Standpunkt argumentiert. Der Anteil der CO2-Emissionen der Luftfahrt am weltweiten CO2-Ausstoß beträgt doch nur zwei bis drei Prozent, sagen die einen. Ein Flug ist 31-mal so emissionsintensiv wie die Bahn, argumentieren die anderen.
Wie sollen wir bei unseren Reisen mit diesem Thema umgehen? Dazu ein paar Gedanken aus nachhaltiger Sicht:
Die 1.000 Kilometer Marke
Beim Großteil der Flüge handelt es sich um Kurz- oder Mittelstrecken. Das Reiseziel liegt dann häufig in einer Entfernung, die mit dem Zug oder Bus gut, oftmals sogar sehr bequem in einem Nachtzug erreichbar ist. Eine Richtmarke dafür ist ein Radius von rund 1.000 Kilometer. Leider gibt es auch Destinationen, die weniger weit entfernt und mit Öffis sehr schlecht erreichbar sind. Dann wird man wohl entweder mit dem Auto fahren oder fliegen.
Die Fernreise
Reisen in ferne Länder können den persönlichen Horizont erweitern und den Blick auf die eigene, gewohnte Welt neu justieren. Willst du ferne Länder und Kulturen erkunden, ist das Flugzeug meist unverzichtbar. Dann solltest du zumindest länger am Reiseziel verweilen – so wird der Flug sinnvoll und lohnend genutzt. Es steht dir mehr Zeit zur Verfügung, um Land und Leute kennenzulernen und um dich zu erholen. Wenn du in Unterkünften übernachtest, die von Einheimischen geführt werden, wenn du in authentischen Restaurants lokale Spezialitäten genießt und mit einheimischen Guides unterwegs bist, tauchst du nicht nur tief in die Kultur des Urlaubslandes ein, sondern stärkst gleichzeitig die regionale Wirtschaft.
Eine Woche in einer All-inclusive-Ferienanlage wo es egal ist, ob man in der Dominikanischen Republik oder in Ägypten in der Sonne liegt, oder ein Einkaufstrip über’s Wochenende nach New York oder Dubai um in den gleichen Geschäften zu shoppen, wie in der Kärntnerstraße in Wien haben nichts mit Nachhaltigkeit zu tun.
Ist die CO2-Kompensation eine Lösung?
Ist ein Flug unvermeidlich, kannst du die verursachten Treibhausgase „kompensieren“ – die Emissionen deiner Reise werden durch eine Spende an Klimaschutzprojekte „ausgeglichen“, da diese CO2 reduzieren, einsparen oder vermeiden. Mehrere nachhaltige Reiseveranstalter rechnen die Kosten für die Kompensation gleich in den Ticketpreis hinein, was sinnvoll ist. Werden Kompensationszahlungen auf freiwilliger Basis angeboten, wird das erfahrungsgemäß kaum angenommen und wenn, dann höchstens von denen, die ohnehin schon sehr umweltbewusst leben.
Bei den Anbietern von Kompensationsgeschäften gibt es eine große Bandbreite. Seriöse Unternehmen investieren in Klimaschutzprojekte, die dem „CDM Gold Standard“ entsprechen. Sie berücksichtigen nicht nur den reinen CO2-Emissionen, sondern auch die Auswirkungen anderer Klimagase und die Wolkenbildung beim Fliegen. Es steht nicht nur die Reduktion von Treibhausgasen im Fokus, sondern auch die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung und positive Effekte für die lokalen Gemeinschaften und die Umwelt. Die Anbieter machen zudem darauf aufmerksam, dass Vermeiden bzw. Reduzieren wichtiger ist als Kompensieren und informieren über klimaschonende Alternativen.
Der Anbieter „atmosfair“ wurde von der Zeitschrift Finanztest mit „sehr gut“ bewertet, „Klimakollekte“ und „Primaklima“ mit „gut“.
Aber: Eine Kompensation macht die negativen Auswirkungen einer Flugreise nicht ungeschehen. Um Klimaziele zu erreichen, müssen wir auch reduzieren und im Sinne der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes möglichst wenig fliegen.
Grüne Zukunft im Flugverkehr?
Flugreisen ohne Flugscham sind eine interessante Perspektive. Auch wenn so manche Fluglinie meint, das jetzt schon bewerben zu müssen - die Entwicklung von SAF (Sustainable Aviation Fuels) steckt noch in den Kinderschuhen. Nach Angaben des Weltluftfahrtverbands IATA konnten 2023 nur rund 0,2 Prozent des weltweit benötigten Treibstoffbedarfs der Branche mit SAF abgedeckt werden.
SAF ist ein Sammelbegriff für alle Flugkraftstoffe, die ohne fossilen Ausgangsmaterialien hergestellt werden und zusätzlich Kriterien der Nachhaltigkeit erfüllen – vom Altspeiseöl bis zu E-Fuels.
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zuletzt geändert am 10.10.2024