Arkadengang mit prunkvollen Gräbern und Skulpturen
Der Cimitero monumentale di Staglieno bei Genua ist für seine Architektur berühmt. Foto: Wikimedia Commons https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/ / Aurelio Indelicato

Friedhöfe erzählen die Geschichte Europas

Von Athen bis Dublin, von Granada bis Oslo – 64 Friedhöfe sind in der „Europäischen Route der Friedhofskultur“ zusammengefasst und laden zum Besuch herausragender Persönlichkeiten aus vergangenen Tagen.

Sie zählen zum immateriellen Kulturerbe Europas und erzählen, wie sich unser Umgang mit dem Tod verändert hat: Friedhöfe mit ihren Skulpturen, Grabsteinen, Gravierungen und Bauten lassen Erinnerungen aufleben an Menschen und Zeiten, die eine Gegend geprägt haben. Die Friedhofsroute zeigt dabei im Besonderen den hohen künstlerischen Wert unserer Trauer- und Begräbniskultur auf.

Und sie sind damit auch Anziehungspunkte für Touristen, die sehenswerte Begräbnisstätten gerne besuchen. 64 historisch und künstlerisch wertvolle Friedhofe in 20 Nationen wurden 2010 vom Europarat als Europäische Route der Friedhofskultur zertifiziert. Die Tour geht von Tallin in Estland mit den Friedhöfen Metsakalmistu und Siselinna über Krakaus alten und neuen Podgorze Friedhof bis zum Friedhof von San Miguel in Malaga im äußersten Südwesten Europas.

Die Friedhofskulturroute soll kein Reiseweg sein, sondern auf sehenswerte Friedhöfe in einer Region oder Stadt hinweisen. Friedhöfe gibt es überall, und sie zeigen uns die kulturelle und religiöse Identität einer Region.

Grabstein zwischen Thujen
Das Grab von Hans Christian Andersen im Assistenzfriedhof in Kopenhagen. Foto: Wikimedia Commons / gemeinfrei /Thue

Kultur- und Gedenkstätten am Rande der Stadt

Zum Beispiel steht der Assistenzfriedhof im dänischen Kopenhagen unter Denkmalschutz. Auf der parkähnlichen Begräbnisstätte haben zahlreiche bekannte Persönlichkeiten ihre letzte Ruhestätte gefunden, etwa der Begründer der Existenzphilosophie, Soeren Kierkegaard. Im Zentrum des Friedhofs befindet sich eine Skulptur von Bildhauer Morten Straede mit einem Haiku des Dichters Klaus Hoeck: „Was suchst du hier. Wo das Leben versteinert ist. Finde deinen eigenen Tod.“ Der Assistenzfriedhof ist ein beliebtes Ausflugsziel für die Kopenhagener, am Samstag wird an der Friedhofsmauer beim Flohmarkt gefeilscht.

Wie der Assistenzfriedhof in Kopenhagen sind auch die Friedhöfe vor dem Halleschen Tor in Berlin entstanden, weil Begräbnisstädten im Zentrum zu teuer waren. Sie wurden zum bedeutendsten Friedhof der Stadt, wo E.T.A. Hoffmann, Adelbert von Chamisso und Felix Mendelssohn Bartholdy begraben sind.

Außerhalb der Stadtgrenze wurde Anfang des 19. Jahrhunderts auch der Pariser Friedhof Père Lachaise angelegt und vom klassizistischen Architekten Alexandre-Theodore Brongniart gestaltet. Der Père Lachaise ist der wahrscheinlich berühmteste Friedhof der Welt. Zwei Millionen Menschen kommen jährlich hierher, besuchen die Gräber von Edith Piaf, Jim Morrison oder Oscar Wilde. Oscar Wildes Ehefrau Mary Constanze ist auf einem anderen prächtigen Friedhof begraben, im Cimitero monumentale di Staglieno bei Genua, der für seine Skulpturen bekannt ist.

Schlichtes Grab vin Jim Morrison mit vielen Blumen.
Jim Morrisons Grab ist Pilgerstätte in Père Lachaise in Paris. Foto: fab1 - de.wikipedia.org / https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/

„Es lebe der Zentralfriedhof“

Berühmt für seine berühmten „Bewohner“ ist natürlich auch der Wiener Zentralfriedhof. Mit den drei Millionen Bestatteten beherbergt er fast doppelt so viele Wiener wie die ganze Stadt Lebende, und etwa die Hälfte aller Wiener, die je gelebt haben. Ein Spaziergang zwischen den Gräberzeilen führt vorbei an herausragenden Künstlerinnen, von Ludwig van Beethoven, Lotte Lehmann bis Falco, an PolitikerInnen von Rosa Jochmann bis Bruno Kreisky, berühmten SchauspielerInnen, SportlerInnen und viel Prominenz, an die wir vielleicht noch die eine oder andere Erinnerung haben. In der Präsidentschaftsgruft ruhen die Staatsoberhäupter der 2. Republik vereint - von Karl Renner bis Thomas Klestil.

Kirche, davor eine runder Platz mit rot-weiß-roten Blumen gesäumt.
Friedhofskirche und Präsidentengruft auf dem Wiener Zentralfriedhof. Foto: Wikimedia CC-BY-SA-4.0 / Bwag

Für den Spaziergang durch den Wiener Zentralfriedhof werden drei Routen zu zwei, drei und vier Stunden vorgeschlagen. Dazu gibt es auch einen Audio Guide, den man sich gegen Vorlage eines gültigen Lichtbildausweises und Bezahlung der Leihgebühr beim Portier am Tor 2 ausleihen kann.

Angeboten werden auch geführte Touren nach speziellen Themen. Hier einige links:

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Wien sehen>>>

Friedhöfe Wien>>>

Autorin: Beate Steiner

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zuletzt geändert am 06.01.2024

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