Transhumanz – der große Zug der Schafe
Jedes Jahr ziehen Tausende Schafe von Südtirol auf ihre traditionellen Sommerweiden ins Ötztal. Ein gewaltiges Schauspiel mit hochalpiner Kulisse.
Anfang Juni macht sich in Südtirol ganz besondere Wandergruppen auf den Weg. Rund 4.000 Schafe und Ziegen – begleitet von Hirten und deren Hunden – ziehen vom Vinschgau und Schnalstal kommend ins Ötztal. Dabei überqueren sie mehrere Alpenpässe, wie das Nierderjoch (3.016 m) – auf dieser Route war Ötzi, der Mann aus dem Eis, bereits vor 5.000 Jahren unterwegs – oder das Hochjoch (2.860 m).
In einem Zwei-Tages-Marsch legen Sie über 44 Kilometer zurück. Tier und Mensch müssen Schneefelder, Gletscher und steile Fels- und Eisrinnen überwinden. Die Alpenüberquerung im Frühsommer ist hart. Chefhirte Elmar Horrer und seine Helfer müssen bisweilen sogar Schnee schaufeln und Spuren trampeln, damit die Tiere vorankommen.
Die Transhumanz, wie der Schaftrieb über den Ötztaler Alpenhauptkamm genannt wird, geht zurück auf einen Vertrag aus dem Jahr 1415. Damals erhielten die Schnalser Bauern die Weiderechte auf den Almen des Niedertals für den Zeitraum Mitte Juni bis Mitte September. Für Gäste bietet der Tourismusverein Schnalstal im Frühjahr eine geführte begleitende Wanderung von Kurzras bis zur Schutzhütte Schöne Aussicht. Den genauen Termin und Informationen zu geführten Wanderungen gibt es ab Mitte Mai auf www.schnalstal.it.
Im September geht es wieder zurück nach Hause. Der Rückweg ist aufgrund der milderen klimatischen Bedingungen für Mensch und Tier zumeist einfacher zu bewältigen. Wer den Zug der Schafe einmal erleben möchte, kann den genauen Termin, der sich witterungsbedingt nicht langfristig festlegen lässt, bei der Information Vent (www.vent.at) erfragen. Wieder daheim in Südtirol angekommen, werden Hirten mit ihren Hunden und Schafen von Einheimischen und Gästen traditionell mit einem Hirtenfest empfangen.
Der alljährliche grenzüberschreitende Zug der Schafe gehört zum immateriellen Kulturerbe. Die UNESCO versteht darunter lebendige Traditionen, Quellen kultureller Vielfalt und Garanten nachhaltiger Entwicklung. Man will alte Bräuche und Rituale, traditionelle Handwerkstechniken und altes Wissen sichtbar machen und damit ein neues Verständnis für regionale Besonderheiten erzeugen
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zuletzt geändert am 29.04.2025