Paar sitzt bei Sonnenuntergang am Ende eines Steges am Millstättersee.
Foto: Millstätter See Tourismus GmbH / Gert Perauer

Urlaub zu zweit

Braucht es Candle-Light-Dinner und Rosenblätter am Bett für einen gelungenen Paarurlaub? Können Sie buchen – hier aber einige Tipps, die ohne Kitschromantik auskommen und dafür die Möglichkeit bieten, als Paar gemeinsam Neues zu entdecken und sich gegenseitig liebevoll wahrzunehmen.

Paarurlaub in Paris, der Stadt der Liebe, inklusive Besuch der Liebesmauer. Aphrodisierendes Dinner mit Kerzenschein im Romantikhotel. Kuschelzeit zu zweit im Wellnesstempel. Die Marketingexpert*innen greifen tief in die Klischeekiste, wenn es um die verliebte Kundschaft geht. Klar kann das auch schön sein, manchmal bleibt davon aber nur ein aufgesetztes, fantasieloses Erlebnis von der Stange, so wie Blumen von der Tankstelle. Doch was ist eigentlich romantisch? Der Blick in die Sterne oder die Zehen im Sand, kuscheln im Himmelbett oder durch eine City flanieren? Wir haben Vorschläge und Ideen zusammengetragen, die echte Romantik versprechen, ohne ein Label zu tragen – und bei denen Sie als Paar gemeinsam Ihre persönliche Form von trauter Zweisamkeit finden können.

Zehen im Sand...

...Sundowner in der Hand, Wellenrauschen im Ohr und der Sonne beim Untergehen zusehen: Da braucht es eigentlich gar nichts mehr für die perfekte Romantikstimmung. Rund ums Mittelmeer haben Sie freilich die Qual einer schier endlosen Wahl an Stränden. Wobei bei genauerem Hinsehen die Auswahl gar nicht so groß ist: Schiebt man alle Destinationen beiseite, die zu viel Tourismus abbekommen, bleibt nicht mehr allzu viel übrig.

Unsere erste Empfehlung gilt der griechischen Kykladeninsel Amorgos. Das liegt nicht etwa daran, dass Amorgos den Liebesgott quasi im Namen trägt, sondern daran, dass hier noch alles recht ursprünglich geblieben ist – weiß gekalkte, würfelförmige Häuser vor einer Traumkulisse aus tiefblauem Meer und schroffen Klippen, die hier und da in helle bis anthrazitfarbige Strände auslaufen.

Ein Paar sitzt nach Sonnenuntergang am Strand, auf der leicht bewegten Wasserfläche des Meeres sieht man in einiger Entfernung ein Segelboot.
Strände jenseits des Massentourismus findet man auf Silba oder San Pietro. Foto: Cezar Sampaio / Unsplash

Italienisch klingt in Ihren Ohren romantischer? Dann haben wir die Insel San Pietro vor Sardinien für Sie entdeckt. Untertags überschwemmen zwar Tagesausflügler vom nahen Sardinien den einzigen Ort der Insel, Carloforte, aber denen lässt es sich an einem der sandigen Strände im Süden und Osten wunderbar ausweichen – am Abend herrscht dann sowieso wieder herrliche Ruhe. Große Bettenburgen gibt es hier nicht.

Paaren aus der Kroatienfraktion legen wir analog Silba ans Herz, eine Insel des Archipels von Zadar. Die autofreie Insel ist gespickt mit wunderschönen Stränden, ein guter erster Ausgangspunkt ist der Strand von Pocukmarak, von dem aus viele kleine Buchten fußläufig zu erreichen sind. Die Chance auf eine eigene einsame Bucht stehen hier ganz gut.

Ab ins Bett

Was die Unterkunft anbelangt, schöpft man grenzenlos aus dem Vollen – gefühlt jedes zweite Hotel hat ein Romantikpackage im Angebot. Nach oben hin ist das preislich offen, wer tatsächlich über ein dickes Bankkonto verfügt, findet in Schlosshotels und Herrenhäusern, in luxuriösen Hideaways oder in noblen Boutiquehotels mit Sicherheit das Richtige. Auf der Suche nach leistbaren romantischen Häusern sind wir gleich vor der Haustüre fündig geworden:

Shoutout für den Thalhof in Reichenau an der Rax! Das historische Haus liegt eingebettet in Wiesen und Wälder vor den mächtigen Wänden des Raxmassivs und bietet in seinen Apartments das Ambiente der Wiener Werkstätten. Es ist Teil des Angebots „Besondere Unterkünfte in Niederösterreich“, die auch verschiedene Baumhäuser im Portfolio haben.

Unser Tipp Nummer 2 liegt unscheinbar am Rande der Bretagne: La belle Verte in der Nähe von Rennes ist eine Öko-Logde, die den Namen auch wirklich verdient, die wenigen Häuschen verstecken sich in einem riesigen, mehr als hundert Jahre alten Obstgarten.

Unser dritter Tipp für die Kategorie Übernachten ist zugegebenermaßen etwas kitschig – aber halt schon sehr außergewöhnlich: Wie wäre es mit einem Aufenthalt in einer Höhle in Andalusien? In Guadix im Hinterland von Granada können Sie so nachhaltig wohnen wie die Einheimischen seit gut siebenhundert Jahren. Die Höhlensiedlung ist zwar am Programm vieler Ausflugstouristen, aber die sind am Abend wieder weg und Sie können ohnehin jederzeit in Ihrer eigenen Höhle untertauchen.

Einblick in eine der stilvoll eingerichteten Höhlenwohnungen im andalusischen Guadix: Zwei Betten mit kunstschmiedeeisernen Kopfteilen finden im Raum unter den renovierten Gewölbebögen Platz, sowie eine Sitzbank und ein Stuhl. Der Raum ist in warmes gelbe
So schön schläft man in den Höhlen von Guadix. Foto: media.andalucia.org

Sternderl schauen

Da gibt es wenig abweichende Meinungen: Sterne schauen hat den ultimativen Romantikfaktor. Idealerweise fährt man dazu weit weg von großen Ballungsräumen und deren Lichtverschmutzung.

In Österreich finden wir etwa das Biwak unter Sternen am Millstättersee mehr als gelungen: Sieben kleine, schicke Holzhütten mitten in der Natur bzw. direkt am See, wo Ihnen kein Neonlicht den Himmel trübt.

Ein Häuschen aus Holz, dezent beleuchtet, am bewaldeten Ufer des Millstätter Sees, ein hölzerner Steg führt durch Schilf zum Wasser, der Nachthimmel im Hintergrund ist von unzähligen Sternen übersät.
Inmitten einer Blumenwiese, nache am Wasser oder hoch am Berg: Sechs Biwaks am Millstätter See laden zum Verweilen ein. Foto: Millstätter See Tourismus / Gert Perauer

Im Bubble Tent am Attersee geht man noch einen Schritt weiter: Sie können im Bett liegen und durch die aufgeblasene, durchsichtige Bubble über Ihrem Kopf direkt in den Himmel gucken – im ersten Sternenpark Österreichs dem Naturpark Attersee-Traunsee.

Ebenfalls anständig dunkel ist es im Böhmerwald im hohen Norden von Oberösterreich. Das schwebende Ramenai Baumbett in Ulrichsberg ist ab Herbst 2023 wieder buchbar.

Auch im deutschen Naturpark Westhavelland sind die Nächte stockdunkel. Der Landstrich in Brandenburg und Sachsen-Anhalt ist sehr dünn besiedelt und so hat man ihn zum ersten Sternenpark Deutschlands erkoren. Das Angebot an Unterkünften, Beobachtungsplätzen und Veranstaltungen kann sich sehen lassen.

Verwinkelte Ecken

Warum ist eigentlich Paris die Stadt der Liebe? Klar hat die Hauptstadt Frankreichs hübsche Ecken und romantische Flecken, aber im Grunde genommen ist sie doch eher ein Moloch von einer Großstadt. Wir empfehlen ganz klar, die City für Ihren Trip eine Nummer kleiner zu wählen und in der zweiten Reihe zu stöbern.

So werden Sie schnell auf Lissabon stoßen – unser Lieblingstipp für eine romantische Städtereise: hervorragendes Klima, viele lauschige Plätze und verwinkelte Gassen, Fado-Konzerte, Sonnenuntergänge zum Dahinschmelzen und dazu der weiche Klang der portugiesischen Sprache.

Als Alternative zum stets überlaufenen Venedig wiederum möchten wir Sie auch auf Stockholm aufmerksam machen. Schwedens Kapitale ist nämlich ebenfalls am Wasser gebaut – das Stadtgebiet verteilt sich auf 14 Inseln, Wasser macht ein Drittel der Stadtfläche aus. Dazu hat es eine herrliche Natur mit ganz viel Grün.

Der Uhrturm auf dem Schloßberg in Graz vor einem eindrucksvoll gefärbten Himmel bei Sonnenuntergang.
Der Grazer Uhrturm in Abendstimmung. Foto: Markus Spenger

Viel Grün und am Wasser sind auch die Attribute unseres dritten Vorschlags für einen romantischen Citytrip, allerdings in deutlich kleinerem Maßstab: Ab nach Graz. Das Nonplusultra hier ist der Schlossberg, wo Legionen von Teenagern sich am ersten Kuss versucht haben.

Aurorin: Anita Ericson

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zuletzt geändert am 23.08.2023

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