„Coolcation“
Die neue Sommerfrische
Sommerfrische, das klingt nach in der Sonne glitzernden Seen, sattem Grün und imposanten Bergpanoramen. Eine sanfte Brise zieht über die verschwitzte Stirn und die wandernden Füße tauchen in ein kühles Bächlein. Auch wenn wir die „Sommerfrische“ vielleicht eher mit dem 19. Jahrhundert, seinen Bauten und seiner Kunst verbinden, ist das Konzept eigentlich viel älter: Schon in der Antike zog es die Eliten im Sommer aufs Land. Dabei war die Sommerfrische nicht unbedingt nur Urlaub, sondern ein Wechsel von Wohn- und Arbeitsort, obgleich das Land für Gesundheit, Muse, Inspiration und Perspektivenwechsel stand.
Und heute?
Durch die steigende Hitze in Städten zieht es viele Menschen in kühlere Gefilde – und auch aus diesem Jahrhundert gibt es dafür ein Wort: „Coolcation“, eine Kombination aus „cool“ (kühl) und „vacation“ (Urlaub). Eine „coole“ Antwort auf einen heißen Sommer, die nicht nur angenehmere Temperaturen, sondern auch Erholung, Naturerlebnisse und nachhaltigeres Reisen einschließt: Wanderungen durch grüne Landschaften, frische Bergluft und ruhige Seen statt überfüllter Strände und Hitzestress. Hier findest du eine Auswahl.
Salzburg | SAALFELDEN LEOGANG
Eine Region, in der sich perfekt Abkühlung finden lässt, ist Saalfelden-Leogang. Bei einer Klima-Wanderung zum Birnbachgletscher, dem tiefstgelegenen Gletscher Mitteleuropas, begibst du dich auf eine Zeitreise auf den Spuren von Eis, Wasser und Wandel. Weitere kühle Tipps: Eine Wanderung zum nahe gelegenen, sagenumwobenen Birnbachloch oder zum Stoissengraben-Wasserfall, Kneippen in den Stillen Wassern am Asitz oder ein Sprung in den Ritzensee.
Steiermark | WILDALPEN
Unberührt zeigt sich die Natur entlang der Salza. Vom Naturfreunde Wildwasserzentrum in Wildalpen geht es drei Stunden lang durch die romantische Flusslandschaft – auf der 19 km langen Fahrt gibt es neben aufregenden Abschnitten auch Passagen, in denen du dich erholen und die Landschaft bestaunen kannst. Geleitet werden die Kajak-, Kanadier- und Stand-up-Paddel-Kurse von erfahrenen Bootsführer*innen. Vorkenntnisse sind keine nötig und du kannst dir auch die Ausrüstung ausleihen.
Tirol | ZILLERTAL
Im „Natur Eis Palast“ im Zillertal hat es 365 Tage im Jahr eine Temperatur von null Grad. Die Eishöhle ist ganzjährig geöffnet, der Eingang liegt nur zehn Gehminuten von der Bergstation des Gletscherbus 3 entfernt. Im Inneren offenbart sich eine Wunderwelt: funkelnde Eiskristalle, gefrorene Wasserfälle und ein Gletschersee 30 Meter unter der Oberfläche – per Boot oder Stand-up-Paddle erkunden! Führungen durch den Natureispalast ermöglichen tiefgehende Einblicke nach dem Stand der Wissenschaft.
Kärnten | LESACHTAL
Die Gail gilt als landschaftliches Juwel. Im Lesachtal hat man nie in ihren natürlichen Lauf eingegriffen. Kajakfans eröffnet sich so eine einmalige Reise. Wenn das wilde Wasser nicht so dein Ding ist, kannst du den Fluss auch auf festem Boden genießen: Parallel zur italienischen Grenze und teilweise entlang der Gail verläuft der 96 km lange Radweg R3 von Kötschach-Mauthen nach Villach – auch hier lockt immer wieder das Wasser für eine angenehme Abkühlung.
Oberösterreich | EBENSEE
Acht Kilometer westlich von Ebensee am Fuße des Höllengebirges liegt das Naturschutzgebiet Vorderer und Hinterer Langbathsee. Während du am vorderen Langbathsee baden kannst, ist der Hintere Langbathsee ein absolutes Naturschutzgebiet. Beide Seen sind durch Rundwanderwege erschlossen – vom einen zum anderen gelangt man in etwa 45 Minuten. Von Ebensee aus kommst du auch nach kurzer Gehzeit zum Naturdenkmal Rindbach-Wasserfall.
Niederösterreich | LUNZER SEE
Der Lunzer See lockt mit seinem kristallklaren Wasser, aber auch die Umgebung ist spannend: Im Bergsteigerdorf Lunz am See befindet sich das Besucherzentrum UNESCO-Naturerbe Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal und in der Nähe von Lunz auf etwa 1.200 Metern eine geologische Senke, das Grünloch. Hier wurden im Winter 1932 minus 52,6 Grad gemessen, die tiefste je in Österreich gemessene Temperatur. Bildet sich in dieser Senke ein sogenannter Kaltluftsee, dann gibt es sogar im Sommer Minusgrade.
Vorarlberg | KLOSTERTAL
Das Klostertal gehört zu den kälteren Tälern im Ländle. Niederschlagsreiche Westwinde füllen die Bäche, Wasserfälle und Bergseen des schluchtenreichen Tals – sie bieten eine wohltuende Erfrischung beim Wandern, Baden, Kneippen oder Entspannen an den ruhigen Ufern. Zwischen Innerbraz und Dalaas rauscht hingegen der Fallbachwand-Wasserfall 600 Meter in die Tiefe –einer der größten Wasserfälle Österreichs. Gleich daneben lockt ein Klettersteig, zwar ohne technische Höchstschwierigkeiten, mit einer Steiglänge von 1.000 Metern jedoch herausfordernd.
Wien | POLARIUM IM TIERGARTEN SCHÖNBRUNN
Die Bewohner des Polariums im Tiergarten Schönbrunn mögen es kalt: zehn Grad kalte Luft, acht Grad kaltes Wasser hat die „coole“ Wohngemeinschaft. Mähnenrobben jagen den Futterfischen nach und ziehen dabei aufgeregt ihre Runden – sie werden zwei Mal pro Tag gefüttert. Felsenpinguine klettern grobe Küstenfelsen hinauf, um ihre Nistplätze zu erreichen, Königspinguine watscheln im flachen Terrain. An einem heißen Sommertag könnten wir ihnen stundenlang zusehen.
Burgenland | WEINMUSEUM IM SCHLOSS ESTERHÁZY
Vom Landesnamen her wäre es geradezu aufgelegt, auf unserer Reise durch das coole Österreich die Burgen mit ihren dicken Steinmauern vorzuschlagen. Früher wehrten sie Angriffe ab, heute die hohen Temperaturen im Sommer. Wir haben uns aber für das Weinmuseum im Schloss Esterházy in Eisenstadt entschieden. Die historischen Kellergewölbe wurden schon im 17. Jahrhundert für die Lagerung von edlen Tropfen verwendet. Heute erfährst du in der angenehmen Frische alles rund um die Weinkultur im pannonischen Raum.
Christian Brandstätter, Michaela R. Reisinger
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zuletzt geändert am 18.06.2025