Grasse - Blütenzauber in der Hauptstadt des Parfüms
Seit Jahrhunderten prägen Düfte und Blumen das Leben in Grasse – nicht umsonst gilt sie als die Welthauptstadt des Parfüms. Reise mit uns in die Welt der Aromen und Gerüche.
In der Luft liegt fruchtiger Jasmin, dazu mischt sich süße Mai-Rose, das unverwechselbare Aroma von Lavendel und ein würziger Hauch Tuberose: Die Stadt Grasse im Süden Frankreichs ist eine wahre Insel der Düfte. Wer hier durch die schmalen Gassen spaziert, taucht ein in eine wohlriechende, blumige Welt. Auf einem Hügel im Hinterland der Cote d’Azur gelegen, zwischen dem Mittelmeer und den Seealpen, herrscht hier ein optimales Mikroklima für Parfümpflanzen: Rund um die Stadt blühen ganze Felder von Blumen, allen voran die pinke Mai-Rose und der weiße Jasmin.
Schon seit dem 18. Jahrhundert verarbeiten Parfümeur*innen die wohlriechenden Pflanzen zu unverwechselbaren Düften. Seitdem prägt die Parfümherstellung das Leben in Grasse – und macht einen Besuch in der Stadt zu einem unvergesslichen Erlebnis für die Sinne.
Die Parfümkunst hautnah erleben
Kein Wunder also, dass das rund 50.000 Einwohner*innen zählende Grasse als die Welthauptstadt des Parfüms bezeichnet wird. Berühmte Düfte wie das Parfüm Chanel No. 5 haben hier ihren Ursprung, die Parfümkunst von Grasse wurde 2018 von der UNESCO sogar als immaterielles Kulturerbe anerkannt.
Doch nicht immer hat es in Grasse nach Blumen geduftet. Bis zum 18. Jahrhundert florierte in der Stadt noch die Lederverarbeitung. Die angelieferten Tierhäute rochen äußerst unangenehm, und so auch die fertigen Lederhandschuhe. Angeblich hat die Königin Katharina von Medici daraufhin den Wunsch geäußert, ihre Handschuhe parfümieren, die strengen Gerüche also mit essenziellen Ölen überdecken zu lassen. Ein neuer Trend war gesetzt, der Grasse berühmt machte. Der Beruf des Parfümeurs etablierte sich, im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde das Handwerk industrialisiert und riesige Blumenplantagen angelegt.
„Der Anbau von Duftpflanzen, die Kenntnis über die Rohstoffe und ihre Verarbeitung, die Kunst der Komposition von Parfüm – all das macht die Kunst der Parfümerie in Grasse so einzigartig“, sagt Franck-Dominique Raineri vom Tourismusbüro Pays de Grasse. Heute sind laut Raineri in der gesamten Region Grasse etwa 70 Parfumhersteller angesiedelt, die rund 5.000 Menschen beschäftigen. Darunter finden sich industrielle Großbetriebe, aber auch kleine, unabhängige Nischen-Parfümerien.
Drei berühmte Parfümhersteller aus Grasse sind Galimard, Fragonard und Molinard, die ihre Türen auch für Besuchende öffnen. Bei Führungen durch die Fabriken dürfen Gäste hautnah dabei sein, wenn aus Blüten und Ölen edle Parfüms entstehen. Teilweise werden auch geführte Touren zu Blumenfeldern angeboten. Wer noch mehr lernen und dabei kreativ werden möchte, kann bei einem angeleiteten Workshop den eigenen, ganz persönlichen Duft kreieren – das perfekte Andenken an den Urlaub in Grasse.
Dem Blumenduft auf der Spur
Auch wenn sich die Parfümerie über die Jahre immer weiterentwickelt hat – das Herzstück der Grasser Parfümtradition waren und sind die Blumen. Sie haben die jahrhundertealte Parfümkunst erst möglich gemacht. „Die drei charakteristischen Blumen von Grasse sind die Mai-Rose, der Jasmin und die Tuberose“, sagt Raineri. Wer die Duftpflanzen beschnuppern möchte, schaut am besten bei den Gärten des Internationalen Museums der Parfümerie vorbei. Die über zwei Hektar große Anlage befindet sich in Mouans-Sartoux, einem Vorort von Grasse. Hier wachsen viele der Pflanzen, die traditionell zur Parfümherstellung verwendet werden, darunter neben der drei erwähnten Blumen auch Lavendel, Geranien, Ginster und Orangenbäume.
Das Anwesen Domaine de Manon ist ebenfalls ein guter Anlaufpunkt, um Duftpflanzen zu sehen und zu riechen. Es liegt nur etwa acht Kilometer außerhalb des Stadtzentrums und ist mit Bussen gut zu erreichen. Seit den 1930er-Jahren werden rund um das Anwesen Parfümpflanzen angebaut. Während der Blütezeit finden Führungen über die Felder statt. Eine duftende Wanderung ist auf der „Route du Mimosa“ möglich. Dieser Wanderweg erstreckt sich von Grasse 130 Kilometer bis nach Bormes-Les-Mimosas. Wie der Name schon verrät, schlängelt sich der Weg an üppigen Mimosenfeldern vorbei. Die gelbe Blume blüht von Dezember bis März – das macht die Wanderung zu einem tollen Erlebnis im Winter.
Feste zur Feier der Blumen
Ganz besonders gut duftende Events in Grasse sind die Feierlichkeiten zu Ehren verschiedener Blumen. Die berühmteste von ihnen ist die 1971 in Leben gerufene „ExpoRose“, ein Fest zu Ehren der Rose. „ExpoRose ist eine Gelegenheit, den Monat der Rosen zu würdigen und die Arbeit der lokalen Produzenten und Züchter in der Region hervorzuheben“, erzählt Raineri. Jedes zweite Wochenende im Mai verwandelt sich Grasse in ein Meer aus Rosen, es stehen 8.500 Sträuße und 130.000 Rosenstöcke zum Verkauf, zudem schmücken 25.000 Schnittrosen die Brunnen und Plätze von Grasse.
Am ersten Augustwochenende folgt dann die „Fête du Jasmin“, das Jasminfest. Seit 1946 feiern die Einwohnerinnen und Einwohner die Jasminblume drei Tage lang mit Musik, einer Blumenparade und einer Messe.
Mehr als Düfte und Parfum
Neben der Parfumkunst und der Blumenpracht hat das wohlriechende Grasse noch viele weitere Highlights zu bieten. Die historische Altstadt etwa: Sie ist von schmalen Gassen durchzogen, die von orange- und ockerfarbenen Häusern mit Fensterläden und kleinen Balkonen gesäumt sind.
Die malerischen Straßen lassen sich am besten bei einem gemütlichen Spaziergang erkunden. Besonders schön ist der Hauptplatz Place aux Aires mit seinem Brunnen. Er ist von Restaurants und Cafés umgeben, jeden Samstag findet dort ein Markt statt, auf dem regionale Produkte verkauft werden.
Wer etwas mehr Zeit mitbringt, kann die Gegend rund um Grasse erkunden. Beeindruckend sind zum Beispiel die Tropfsteinhöhlen von Saint Cezaire, etwa eine halbe Stunde mit dem Bus von Grasse entfernt. Rund 45 Minuten außerhalb der Stadt breitet sich das Biologische Reservat der Monts d’Azur aus. Das geschützte Naturparadies bestehend aus Wäldern, Klippen und Feldern ist Heimat für wildlebende Tiere wie Bisons, Elche und Steinadler.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche malerische Dörfer zu entdecken. Eines davon ist Gourdon, das imposant auf einem Felsvorsprung thront. Von dort bietet sich ein spektakulärer Panoramablick über die umliegende Landschaft bis zum Mittelmeer. Dazwischen sorgen die Felder voll Blumen für bunte Farbtupfer. Verarbeitet zu Parfüms, werden ihre Blüten schon bald in die ganze Welt hinausgetragen werden.
Katrin Brahner
Anreise
Auch wenn es etwas länger dauert – von Österreich ist die Anreise auch mit dem Zug möglich. Erst geht es nach Paris, am besten mit dem Nachtzug ab Wien. Von Paris fahren regelmäßig Züge in rund sechs Stunden nach Nizza, von dort verkehren Regionalzüge in rund einer Stunde nach Grasse.
TIPP: Mit der Mobilitäts-App wegfinder findest du alle Angebote für deine An- und Rückreise und kannst diese auch gleich buchen. Neben Zügen und Bussen zeigt dir die App auch das vorhandene Leih-Angebot an Autos, Fahrrädern und E-Scootern sowie regionale Taxiunternehmen für die Fahrt vom Bahnhof / von der Bushaltestelle zum gebuchten Quartier.
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zuletzt geändert am 24.09.2025